"doudrü g'hördt geredt": Diesel-, Benzin- oder Elektroantrieb?

13. September 2017

Diskussion mit Fachleuten in meinem Büro über künftige Mobilität

Der Dieselskandal hat auf allen Ebenen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Diskussionen über die motorisierte Mobilität beschleunigt.

Deshalb hatte ich im Rahmen meiner Veranstaltungsserie „doudrü g’hört geredt“ vier Fachleute zu Gast im Bürgerbüro, die zusammen mit meinem Landtagskollegen Georg Rosenthal und interessierten Gästen über das komplexe Thema sprachen und nach Lösungen der Probleme suchten.

Teilnehmer der Runde waren Jörg Simon, Vertriebsleiter beim Lohrer Autohaus Grampp, Peter Meyer von „Zukunft ERDGAS“, Percy Scheidler, 1. Bevollmächtigter der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) Aschaffenburg und Christoph Seyerlein, Redakteur der Fachzeitschrift „kfz-betrieb“.

Es solle keine Hexenjagd auf den Diesel geben, kann man lesen, allerdings bin ich der Meinung, dass vor dem Hintergrund der weltweiten Entwicklung in technischer Hinsicht dringender Handlungsbedarf besteht. Und mit dem Vertrauen der Autokäufer und des Weltmarktes in die deutschen Autobauer steht es auch nicht zum Besten.

Mit Georg Rosenthal, Peter Meyer, Christoph Seyerlein, Jörg Simon und Percy Scheidler in meinem Bürgerbüro.
Mit Georg Rosenthal, Peter Meyer, Christoph Seyerlein, Jörg Simon und Percy Scheidler in meinem Bürgerbüro.

Kurzfristige Umstellung unmöglich

Die Runde bestätigte die derzeitige Situation. Jörg Simon gab zu bedenken, dass es schlicht unmöglich sei, kurz- und mittelfristig drei Millionen Fahrzeuge, wie sie in Deutschland jährlich zugelassen werden, mit Strom zu betreiben. Selbst wenn Autos zur Verfügung stünden, würden weder die Stromkapazität noch die Infrastruktur reichen. Er riet dazu, nicht von einem Extrem ins andere zu verfallen, sondern lieber die Schärfe aus dem Thema zu nehmen, sonst sei diese deutsche Schlüsselindustrie schnell am Boden.

In diesem Zusammenhang belegte ein interessierter Gast anhand belastbarer Daten, dass heute schon ein in Frankreich gebautes Elektroauto als erschwinglicher Zweitwagen absolut rentabel sei. Er frage sich, warum gerade die Unternehmen der Autonation Deutschland noch keine Anlage zur Fertigung von Batterien besitzen, was die Grundlage für den Bau von Elektrofahrzeugen sei. Das wäre ein Schritt die „R.I.P. – Problematik“ („R.I.P.“ steht für Reichweite, Infrastruktur und Preis) zu lösen.

Den Wandel, der den Autoleuten jetzt bevorstehe, habe die Energiebranche unter schmerzlichen Opfern schon hinter sich, führte Peter Meyer aus. Er verwies darauf, dass Energie umweltfreundlicher aus Erdgas gewonnen werden könne als aus Kohlekraftwerken. Christoph Seyerlein wunderte sich über die immer noch vorhandene Arroganz der Automanager. Auf der anderen Seite seien immer mehr Fahrverbote, wie sie von Umweltschutzverbänden gefordert werden, auch nicht das Allheilmittel. Es sei vor allem Transparenz gefragt, mahnte Percy Scheidler von der IG Metall und Klarheit darüber, wer in Wirtschaft und Politik für was verantwortlich ist. Das habe er beim Dieselgipfel vermisst.

Am Beispiel München erklärte der ehemalige Würzburger OB Georg Rosenthal die hervorragende Alternative durch öffentliche Verkehrsmittel bei Preisen von 14,80 Euro für eine Wochenkarte. Leider investiere die Staatsregierung hauptsächlich in die Infrastruktur der Metropolen und zu wenig in die ländlichen Regionen in Franken.

Nach fast zwei Stunden fundierter Diskussion herrschte bei den Kernfragen zum Thema weitgehend Übereinstimmung:

Intelligente Mischung erforderlich

Es gibt keine „Schwarz-Weiß-Lösung“. Die in Deutschland weit entwickelte konventionelle Motortechnik wird für den Übergang gebraucht. Neben dem Elektroantrieb, der mit Blick auf die Batteriefertigung und Stromerzeugung auch nicht hundertprozentig umweltfreundlich ist, wird langfristig auch der Wasserstoff interessant werden. Es bedarf künftig einer intelligenten Mischung von gut ausgebautem Öffentlichen Nahverkehr und Individualverkehr, der sich am Bedarf orientiert. „Das Auto“ werde auf jeden Fall nicht mehr in der Form, wie es jetzt aussieht und - mitunter auch als Statussymbol – genutzt wird, in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören. Die den „Autogenerationen“ nachfolgenden jungen Erwachsenen pflegen ihre Mobilität digital, sie haben andere Ansätze und darauf werden sich die Konzerne und werden sich die für die Rahmenbedingungen verantwortlichen Politiker auseinanderzusetzen haben.

Nach dieser Gesprächsrunde bin ich nach wie vor der Ansicht, dass diese Herausforderungen nur zusammen mit allen Beteiligten gemeistert werden können, sonst droht tatsächlich eine Wirtschaftskrise mit noch ungeahnten Auswirkungen für uns alle in Deutschland.

Teilen