Chemnitz, die Geburtsstadt meines Großvaters,
Wir leben in einem Rechtsstaat. Gott sei Dank! Jeder Mensch in Deutsch-land kann und darf sich darauf verlassen, dass das Ge-setz ihn schützt und alle gleich behandelt werden.
Das Gegenteil davon ist ein Willkürstaat. Ein Unrechts-staat. Wer will in so einem Staat leben? Wenn auf ei-nem Volksfest wie in Chemnitz von Samstag auf Sonn-tag letzter Woche ein Mensch nach einem Gewaltaus-bruch mit einem Messer so verletzt wird, dass er stirbt, dann ist das ein Verbrechen. Die Polizei hat umgehend die Ermittlungen aufgenommen und zwei Menschen verhaftet. Ja, es stehen ein Syrer und ein Iraker in Ver-dacht. Aber spielt das eine Rolle? Wäre es weniger schlimm, wenn es ein Österreicher, Franzose oder Deutscher gewesen wäre.
Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Es ist mit aller Härte und Tiefgründigkeit zu ermitteln und durch-zugreifen, aber immer auf Basis des Rechtsstaates. Dass um diese Tat herum noch Lügengeschichten erfunden werden und sich Tausende Rechtsextremisten versam-meln, um gewalttätig zu werden, das gefährdet nicht nur Menschen anderer Herkunft, es gefährdet den Zu-sammenhalt unserer Gesellschaft. Mein Opa wurde in Chemnitz geboren. Ich habe einen besonderen Bezug zu dieser Stadt. Ich bin im Moment wütend und traurig zugleich.
Deshalb empfehle ich folgende Zeilen aus dem Talmud zum Thema Schicksal:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.