Besuch bei der Reservistenkameradschaft Hausen

Hoher Besuch im Heim der Reservistenkameradschaft Hausen (v.l.): SPD-Landtagskandidat und ehemaliger Zeitsoldat Sven Gottschalk, der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel und der sicherheits- und verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktio

10. September 2018

Hocherfreut zeigten sich Mitglieder des Reservistenverbandes aus Main-Spessart sowie der Kreisgruppen Aschaffenburg und Rhön-Saale über meinen Besuch und den des SPD-Bundestagsabgeordneten Fritz Felgentreu sowie des Landtagskandidaten Sven Gottschalk.

„So hohen Besuch haben wir noch nicht gehabt, und dabei ist es mehr als notwendig, miteinander ins Gespräch zu kommen“, machte Rudolf Hock, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Hausen direkt zu Beginn klar.

Denn Nachwuchsmangel, schlechte Ausrüstung sowie überbordende Bürokratie bereiten nicht nur der Bundeswehr Sorgen, sondern auch den Reservisten. Dabei würden diese im Falle der Landesverteidigung dringend gebraucht, umfasst die Bundeswehr im August 2018 insgesamt doch lediglich knapp 180.000 aktive Soldaten und Soldatinnen. Und auch jetzt schon könnten die Reservisten die Truppe entlasten und wertvolle Aufgaben ausführen, wie beispielsweise im Objektschutz oder der Flächensicherung. Beide Aufgaben seien so auch als typische Reservistentätigkeiten vorgesehen, bestärkte Felgentreu, der als sicherheits- und verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Hauptmann der Reserve sofort den Draht zu den Reservisten fand.

2018-08 Reservisten

„Unser Eindruck ist allerdings: die Bundeswehr will uns gar nicht“, so die Reservisten unisono. Weder Waffen noch Munition würden für Übungen und Weiterbildungen der nicht beorderten Reservisten bereitgestellt oder seien nur unter höchsten Anstrengungen zu bekommen. Für einen warmen Tee an Übungstagen sei eine Vorlaufzeit von neun Wochen nötig. Mittlerweile habe sich eine richtige Resignation breit gemacht, was auch für die Nachwuchswerbung nicht förderlich sei: „Dabei sind wir doch ein wichtiges Bindeglied zwischen Bundeswehr und Gesellschaft.“ Ein schleichender Prozess über die letzten 20 bis 30 Jahre habe zu dieser Problematik geführt, erklärte Felgentreu. Von der flächendeckenden Schließung zahlreicher Standorte über das systematische Herunterfahren der Wehrdienstzeiten von 15 auf zuletzt 9 Monate bis zur Aussetzung der Wehrpflicht, sei dieser Weg letztlich vorgezeichnet gewesen.

Doch auch die bundeswehrinterne Bürokratie hemme eine Stärkung der Reservetruppe, klagte Dirk Weber, Organisationsleiter der Kreisgeschäftsstelle Hammelburg des Reservistenverbandes: über zwei Millionen potentielle Reservisten seien für den Verband nicht erreichbar. Obwohl dieser im parlamentarischen Auftrag tätig und auch mit Steuergeldern finanziell ausgestattet sei, werde ein Zugriff auf die Datensätze der ausscheidenden Soldatinnen und Soldaten verhindert.

Unter dem Titel „Reservist der Zukunft“ seien diese Herausforderungen anzugehen, plädierten die Gesprächsteilnehmer an uns Politiker. Dazu gehöre auch, dass die Unterscheidung in beorderte, nicht-beorderte und Einsatz-Reservisten endlich ein Ende habe. Das „Wir“ müsse wieder im Vordergrund stehen. Außerdem müsste die Führung in der Bundeswehr sowie die politisch Verantwortlichen erkennen, dass eine wieder stärkere Einbindung der Reservisten eine deutliche Entlastung für die aktiven Soldatinnen und Soldaten darstelle.

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