„Brotzeit, Bier und Politik“ in Mittelsinn

Brotzeit, Bier und Politik

28. Oktober 2015

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Zu „Brotzeit, Bier und Politik“ hatte die örtliche SPD am Dienstag in das Gasthaus Post in Mittelsinn eingeladen. Es war die erste Station meiner neuen Gesprächsreihe. Ich will nicht zwei Wochen vor der Wahl an den Haustüren klingeln, sondern aus erster Hand und aktuell wissen, wo der Schuh drückt. Rund zwei Dutzend Gäste, unter ihnen Bürgermeister Peter Paul und einige Gemeinderäte, pflegten bei Hausmacher Wurst und einem frischen Weizen, ganz in alter Wirtshaustradition, den politischen Diskurs.

Ich informierte zunächst über die sich laufend verändernden Ereignisse in Berlin, deren Auswirkungen und die regionalen Perspektiven, vor allem im Sinngrund.

Mit Blick auf die derzeit alles beherrschende Flüchtlingssituation stellte ich fest: Gerade der Stammtisch ist ein Ort, der sich mit geschürter Angst leicht erobern lässt. Das hilft aber niemandem weiter, auch nicht in dieser Sache. Das Problem ist weder mit Angst noch mit dem Blick durch die rosarote Brille und mit Illusionen zu lösen.

Kritik an der Bundesregierung aus dem Publikum kam in diesem Zusammenhang an Waffenlieferungen in Krisenregionen. Diese Entscheidungen waren und sind nicht einfach, räumte ich ein und erinnerte daran, dass Anfang des Jahres die kurdische Peschmerga-Armee nur deshalb mit Panzerabwehrwaffen und Gewehren unterstützt wurde, weil ein Völkermord an den Jeshiden durch die IS-Milizen unmittelbar bevorstand.

Bürgermeister Peter Paul sprach mit der SuedLink-Stromtrasse, den Ortsumgehungen Rieneck und Schaippach und der schwierigen Situation der Hausärzteversorgung wichtige Themen für den Sinngrund an. Nach der Festlegung auf die Priorität der Erdverkabelung, die mit mittlerweile leichter verlegbaren Kabeln nicht mehr so teuer wird wie ursprünglich prognostiziert und statt 40 Meter breiter Schneisen nur etwa sechs Meter breite Korridore benötigt, wird die gesamte Trassenführung neu geprüft. Das soll ab Frühjahr 2017 geschehen, teilte ich den Anwesenden mit. Im Gegensatz zum Beginn der Planungsphase bestehen jetzt an der Notwendigkeit des Stromtransfers überwiegend keine Zweifel mehr.

Zu den Ortsumgehungen konnte ich berichten, dass Rieneck bis 2018/2019 abgeschlossen sein müsste, dann stehen Hafenlohr und Schaippach an. Auch wenn nicht immer alles in der Zeitung steht, spreche ich viel mit Regierungsmitgliedern, Abgeordnetenkollegen, Landräten, Bürgermeistern und Behördenleitern, um für die Region möglichst die optimalen Lösungen zu ermöglichen, stellte ich klar.

Die nachlassende Hausärztepräsenz auf dem Land sei ein bundesweites Problem, waren sich die Anwesenden einig. In diesem Zusammenhang kam Kritik auf am Verteilungssystem der Kassenärztlichen Vereinigung und an dem von den Ländern für das Medizinstudium angesetzten Numerus Clausus. Dieser lasse oft nur Abiturnoten von 1,0 oder 1,1 zu und ob das dann die besseren Ärzte würden, das sei zu bezweifeln. „Wenn kein Hausarzt mehr da ist, dann passiert's halt, dass wegen einem Wespenstich der Hubschrauber landet“, äußerte ein Gast seinen Unmut.

Zur Krankenhausdebatte im Landkreis bezog ich auch als Kreisrat eindeutig Stellung. Wir brauchen ein neues Krankenhaus, das hohe Qualität und Akzeptanz bietet. Die Notfallversorgung muss sichergestellt sein und das Personal muss in alle Entwicklungen mit einbezogen werden. Die Bediensteten machen bisher in allen Häusern einen sehr guten Job, wie ich aus den laufenden Kontakten mit der Klinikleitung und der Personalvertretung weiß.

Barbara Madre von der Bürgerinitiative gegen die Mottgers-Spange fragte nach dem Stand der Planungen der Bahn, wie die nördliche Spessartanbindung aussehen soll. Die Mottgers-Spange war lange in der Mottenkiste, derzeit wird aber wieder fleißig geplant, informierte ich die Runde.

Zum Thema Bahnanbindung bestätigten der stellvertretende Bürgermeister Dirk Schiefer als fachkundiger Lokführer und ich, dass die Fahrpläne nicht immer optimal aufeinander abgestimmt seien. Trotzdem ist die Gemeinde relativ gut angebunden, die Fahrzeit nach Gemünden beträgt nur 14 Minuten. In diesem Zusammenhang wies ich auch auf mein „Lieblingsprojekt“ Werntalbahn hin. Die Gespräche mit den betroffenen Landkreisen Schweinfurt, Bamberg und Main-Spessart zur Öffnung der Strecke für den regelmäßigen Personenverkehr sind gut gelaufen und es wurden bereits entsprechende Beschlüsse gefasst. Für Mittelsinner würde das in die Fachhochschulstadt Schweinfurt eine Fahrzeit von nur etwa 45 Minuten bedeuten.

Wie im Wirtshaus üblich, wurde natürlich auch über gesellschaftliche Entwicklungen und die große Weltpoliitik diskutiert. Und nach zwei Stunden auch über das DFB-Pokalspiel des FC Bayern gegen den VfL Wolfsburg. So wie es sich's gehört, beim Postwirt.

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