Ein Fachgespräch zu den Themen Homeoffice, Telearbeit und Telehäuser fand unlängst in meinem Bürgerbüro statt. Auf Anregung von Heidi Wright MdB a.D. hatte ich zum Austausch mit den Pionieren der Telearbeit in Main-Spessart, dem Retzstadter Altbürgermeister Reinhold Möller und Peter Keller MdB a.D., sowie Fachfrau Lisa Straub vom Digitalen Gründerzentrum – Starthouse Spessart und Pamela Nembach als Lehrerin und stellvertretende Landrätin eingeladen.
Nicht erst seit der Corona-Pandemie, aber seither verstärkt, ist das Thema Homeoffice in aller Munde. Nun geht es darum, wie sich die guten Seiten des mobilen Arbeitens - vom Homeoffice bis zur Telearbeit - in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Auf der positiven Seite wurden insbesondere die flexible Gestaltung von Arbeitsbedingungen und –umfeld, eine bessere Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben sowie ein Beitrag zum Umweltschutz aufgrund reduzierter Pendelzeiten und die Entlastung der Verkehrsinfrastruktur allgemein ausgemacht. Die Flexibilisierung und Dezentralisierung der Arbeit durch mobiles Arbeiten berge zudem große Chancen für den ländlichen Bereich: Kann der Arbeitnehmer von zu Hause aus einen Großteil seiner Arbeit erledigen und muss dazu nicht in die Großstadt fahren, sei das auch ein Anreiz sich im Grünen niederzulassen.
Andererseits könne das Arbeiten im Homeoffice wegen der fehlenden informellen Kontakte auch das Gefühl des Isoliert-seins fördern. Da seien Office-Gemeinschaften in Telehäuser oder Coworkingspaces eine gute Alternative, erklärte Reinhold Möller, der bereits in den 1990er Jahren mit dieser Idee für Aufsehen sorgte. Wright und Nembach wiesen daraufhin, dass das Arbeiten während der Pandemie nicht dazu führen dürfe, „dass wir bei der Gleichstellung von Frauen und Männern dauerhaft zurückgeworfen werden“. Der Trend zur klassischen Rollenverteilung sei aktuell doch stark wahrnehmbar, ebenso wie das weitere Auseinanderdriften zwischen arm und reich. „Wie soll man zu Hause lernen, wenn man keinen Computer und keinen Drucker hat, kein eigenes Zimmer, keinen Schreibtisch oder gar keinen Internetanschluss?“, fragte Lehrerin Nembach. Nicht zuletzt dürfe das Arbeiten im Homeoffice nicht zu einer Entgrenzung der Arbeit führen. Es geht nicht, dass Beschäftigte rund um die Uhr arbeiten oder von ihnen erwartet wird, dass sie immer erreichbar sind, bekräftigte ich als Arbeitsmarktpolitiker. Letztlich sind die Rahmenbedingungen entscheidend, denn beispielsweise müssen Arbeits- und Gesundheitsschutz auch im Homeoffice gewährleistet sein. Hier setze ich große Stücke auf Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), der an einem Gesetzentwurf für einen Rechtsrahmen für mobiles Arbeiten schreibt.