DOUDRÜ G´HÖRT GEREDT: WIE SCHAFFEN WIR DAS?

15. Februar 2016

Großen Zuspruch fand mein Vortrags- und Diskussionsabend der Reihe „Doudrü g'hört geredt“, zu dem ich in mein Bürgerbüro in Gemünden eingeladen habe. "Eine Veranstaltungsreihe für Menschen, die etwas zu sagen haben." So lautet das Motto zu meiner Dialog- & Klartext-Reihe "doudrü g'hört geredt". Zum Gespräch eingeladen waren Zaher Hndieh Atch, ein anerkannter Asylbewerber aus Syrien, Dr. Hermann Burkhard (Netzwerk Asyl), Martina Dittmeier (Natursteinbetrieb Dittmeier in Wernfeld), Jürgen Endres, Lehrer am Friedrich-List-Gymnasium, Tanja Höfling, die Leiterin der städtischen Kindergärten in Gemünden und Rezza Khizab, ein Arbeiter im Betrieb Dittmeier. Mit knapp 40 interessierten Besuchern war die Kapazität meines Büros voll ausgeschöpft, sodass immer wieder zusätzliche Stühle bereitgestellt werden mussten.

In meinen Begrüßungsworten wies ich darauf hin, dass der Fokus des Abends auf die Integration der Flüchtlinge vor Ort gelegt werden soll. Bundesthemen sollten nicht im Vordergrund stehen. Der Gesprächsabend diente eher zur Information denn zur Diskussion. Daher habe ich Menschen eingeladen, die etwas über die lokale Flüchtlingsintegration zu sagen haben. Aus diesem Grund waren die eingeladenen Gäste genau die richtigen Ansprechpartner, da sie ein gutes Bild der aktuellen Lage vor Ort skizzieren konnten.

Positive Bilanz im Kindergarten

Viel zu erzählen hatte Tanja Höfling, die Leiterin der Kindergärten in Gemünden. Insgesamt zehn Kinder, deren Eltern Asyl ersuchen oder ersucht haben, gibt es in ihrem Kindergarten. Ein Viertel aller Kinder hat einen Migrationshintergrund. Größte Schwierigkeiten bereite die Sprachbarriere, allerdings lernen die Kinder sehr schnell grundlegende Begriffe. Ein weiteres Problem sei, dass es vorkomme, dass Kinder ab und zu für einen längeren Zeitraum nicht auftauchen. Wichtig sei, dass jedes Kind einen Kindergartenplatz bekommen kann. Dies ist im Kindergarten St. Martin der Fall. Insgesamt zog Höfling eine positive Bilanz, da sich die Kinder sehr gut eingewöhnen.

Flüchtlinge als Chance sehen

Dr. Hermann Burkhard betonte, dass man die kommenden Flüchtlinge eher als Chance denn als Risiko sehen müsse. Die Flüchtenden sind ein riesiges „Konjunkturprogramm“, so Dr. Burkhard. Dass man die aktuelle Lage als Chance begreifen muss, sehe ich ebenso. Allerdings muss dafür auch Geld in die Hand genommen werden für Bildung – nicht nur für Flüchtlinge – und für Sprach- und Integrationskurse und Wohnungen, um die Situation zu meistern.

Gelungene Integration

Ein Beispiel für gelungene Integration lieferten meine Gäste Martina Dittmeier, Rezza Khizab und Zaher Hndieh Atch. Dittmeier, die Rezza Khizab, einen Flüchtling aus dem Iran, in ihrem Betrieb aufgenommen hat, habe bis jetzt nur „positive Erfahrungen“ gemacht was Behördengänge betrifft. Sie betonte, dass man die Flüchtlinge an die Hand nehmen müsse, um eine gelungene Integration zu ermöglichen. Dies sei auch mit psychischen Belastungen verbunden, für beide Seiten. Ein besonders bemerkenswertes Beispiel für gelungene Integration bot Zaher Hndieh Atch, der seit 8 Monaten in Deutschland ist und bereits sehr gutes Deutsch spricht.

Pilotprojekt in Würzburg

Jürgen Endres berichtete von einem Pilotprojekt, das Flüchtlinge in unser Bildungssystem integrieren soll. Allerdings gebe es bislang nur wenige Flüchtlinge, die den Sprung auf das Gymnasium schaffen. Zum Beispiel ist gerade an seinem Gymnasium ein syrisches Mädchen in der 6. Klasse. Ein Flüchtlingsjunge hat es vor kurzem in einen Vorkurs in Würzburg geschafft. Insgesamt spricht Endres von einem „harten Weg“.

Zum Ende äußerte ein Gemündener Bürger seine Bedenken, ob die Bevölkerung die aktuelle Situation überhaupt schaffen wolle. Er verwies darauf, dass Afghanen, die im Hindukusch der Bundeswehr halfen, 2013 in Deutschland kein Asyl bekommen haben. Ich betonte, dass Deutschland wegen seiner Geschichte stolz auf das Asylrecht sein kann, das ein Grundrecht im Grundgesetz darstellt. Allerdings sind die hiesigen Werte des Grundgesetzes zu achten und wir benötigen einen starken Staat, der dazu auch in der Lage ist, also Lehrerinnen und Lehrer, Polizistinnen und Polizisten und genügend Personal in den Behörden. Grundsätzlich freue ich mich auch über jede kritische Stimme, denn davon lebt der politische Diskurs.

Vielen Dank meinen Gästen für die erkenntnisreichen Einblicke. Es war wieder einmal ein sehr guter Gesprächsabend und zeigt, dass die Veranstaltungsreihe ein voller Erfolg ist.

Hier geht es zu einem Bericht der Main-Post

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