Der Bahnhof Burgsinn ist für Pendler und Schüler aus dem Einzugsgebiet Burgsinn, Fellen, Rengersbrunn und Aura von großer Bedeutung. Er hat somit einen wichtigen Anteil daran, dass man im Sinngrund, mit der Eisenbahn vor der Tür, gut und gerne leben kann.
Derzeit ist der Bahnsteig nur durch eine im Freien gelegene, sehr lange und steile Treppe mit 44 Stufen erreichbar. Für Reisende mit Gepäck oder Kinderwagen ist das sehr beschwerlich, für Rollstuhlfahrer völlig ungeeignet. Das war früher einfacher, als ein Fahrdienstleiter vor Ort war und die Fahrgäste noch ebenerdig die Gleise wechseln konnten.
Weil geplant ist, die Bahnlinie Gemünden-Flieden im Jahr 2024 wegen der Ertüchtigung für ein Jahr zu sperren, würde sich während dieser Bauzeit ein barrierefreier Umbau des Bahnhofs anbieten. Diesen Vorschlag und die Bitte, sich dafür einzusetzen, gaben Bürgermeister Robert Herold und Dritter Bürgermeister Christian Gutermuth an den Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel weiter.
Bisher ist für Burgsinn in den Planungsüberlegungen der Bahn dazu überhaupt nichts vorgesehen, teilte Rützel bei einem Ortstermin mit. „Nach den offiziellen Erhebungen steigen in Burgsinn täglich zwischen 250 und 500 Menschen ein und aus und schon deshalb muss hier in Bezug auf einen barrierefreien Zugang etwas passieren“, forderte Rützel.
In einem Planungsentwurf von Christian Gutermuth, der als ehemaliger Fahrdienstleiter die Details genau kennt, ist vorgesehen, einen neuen Bahnsteig am Gleis 2 zu errichten. Dieser wäre dann eben-erdig erreichbar. Es entstünden dadurch kürzeste Wege von den Parkplätzen und der Bushaltestelle zum Gleis, ohne Treppen oder Rampen zu benötigen. Außerdem würden unter anderem Einsparungen beim Winterdienst und bei der Reinigung erreicht und auf der angrenzenden Freifläche könnten ausreichend viele Stellplätze angelegt werden, um vom Auto bequem in den Zug umsteigen zu können.
Ein Nachteil dieser Variante wäre, dass die Züge aus Richtung Gemünden im Bahnhof Burgsinn kreuzen müssen, um am neuen Bahnsteig zu halten und bei der Weiterfahrt Richtung Jossa ebenfalls. Solche Schienenwechsel werden von der Bahn möglichst vermieden, da sie in der Regel zeitliche Verzögerungen und damit Kapazitätseinschränkungen bringen.
Die Strecke Gemünden-Flieden zählt zu den sehr stark ausgelasteten Eisenbahnstrecken im Bundes-gebiet. Durch Maßnahmen des Seehafenhinterlandverkehrs, der sogar bis Österreich reicht, konnte beispielsweise vor einigen Jahren der Bahnhof Rieneck umgebaut werden. Dadurch wurde die Streckenkapazität wegen Wegfalls des Gleiswechselverkehres um 10 Prozent gesteigert.
Es sei jetzt zu prüfen, ob der Vorschlag umgesetzt werden kann, erläuterte Rützel die weitere Vorgehensweise. Falls nicht, sollte ein neuer barrierefreier Mittelbahnsteig zwischen Gleis 3 und 4 entstehen. Die Planungen müssen entsprechend eingebracht werden, dann kann auch sehr kostengünstig gebaut werden. „Das teuerste am Bauen sind Sperrzeiten und das Bauen „unter dem Rad“, während des laufenden Bahnverkehrs. Da aber die Strecke gesperrt wird, ist das eine einmalige Chance“, war sich der Bundestagsabgeordnete mit Bürgermeister Robert Herold einig, der sich darüber freute, dass Rützel die von ihm schon geknüpften Kontakte zur Bahn nun konkretisiert und aktiv mithilft, das Vorhaben in die Wege zu leiten.
Bernd Rützel hat bereits mit den verantwortlichen Planern und Entscheidern bei der Deutschen Bahn Gespräche aufgenommen und wird sich im Januar mit ihnen treffen. Neben dem Eisen-bahninfrastrukturunternehmen „DB Netz“ ist „DB Station und Service“ ein weiterer wichtiger Partner. Bei dieser Gelegenheit wird er auch erneut den Schallschutz in Obersinn zur Sprache bringen.