EU-Projekttag an der Johann-Rudolph-Glauber-Realschule: Karlstadter Realschüler zeigen sich pro-europäisch und diskussionsfreudig

30. Mai 2017

Auf eine politisch-interessierte und gleichzeitig kenntnisreiche wie auch wissbegierige Schülerschaft traf ich bei meinem Besuch in der Johann-Rudolph-Glauber-Realschule. Anlass war der bundesweite Europa-Projekttag, den ich nutzte, um mit den Schülerinnen und Schülern über die Errungenschaften der europäischen Einigung und den aktuellen Herausforderungen in Europa zu diskutieren. Aber auch Persönliches und bundespolitische Themen kamen nicht zu kurz.

Wozu brauchen wir eigentlich die EU? Die ist doch so kompliziert!, fragte ich nach einer kurzen persönlichen Vorstellung provokativ in die Runde und erntete direkt Widerspruch der Realschüler. Von den Vorteilen offener Grenzen wie der Reisefreiheit über die gemeinsame Währung und über 70 Jahre Frieden zwischen den europäischen Staaten präsentierten sich die Schüler europapolitisch fit. Ich erklärte, dass Europa über Jahrhunderte hinweg von Machtrivalitäten und Kriegen, geprägt war. Nach dem großen Knall im Zweiten Weltkrieg lautete die Devise ‚Frieden durch wirtschaftliche Zusammenarbeit unter dem gemeinsamen Dach einer europäischen Ordnung‘. Und das erwies sich als Erfolgsrezept.

2017-05 EU-Projekttag
Eine großartige Diskussionskulturerwartete mich zum Europa-Projekttag an der Johann-Rudolph-Glauber-Realschule in Karlstadt - einfach toll!

Große Augen und Verwunderung unter den Jugendlichen kam auf als ich einen Kurzausflug in die europäische Geschichte und die Geschichte europäischer Staaten startete, denn das Ende der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland bedeutete nicht gleich das Ende der Diktaturen in Europa. Erst Mitte der 1970er Jahre wurden die letzten faschistischen Diktaturen in Europa abgelöst: 1974 in Portugal und 1975 in Spanien. Beide Länder führten die Demokratie ein und wurden schon zehn Jahre später Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft.

Ich appellierte an die Schüler, dass es nicht nur unsere Aufgabe, sondern vor allem auch die der jüngeren Generationen ist, dieses Erbe zu bewahren. Denn die derzeit stärker werdenden nationalistischen Strömungen in vielen Ländern der EU – wie in Frankreich, Ungarn oder Polen – sind brandgefährlich. Eine Spaltung Europas kennt nur Verlierer. Einzeln haben die Staaten Europas beispielsweise kaum eine Chance mit Wirtschaftsmächten, wie den USA oder China, mitzuhalten.

Ans Eingemachte ging es als ich zahlreiche Fragen diskutieren und über diese Abstimmen ließ: vom Euro über EU-Erweiterungsrunden bis zum aktiven Wahlrecht ab 16 Jahren. Und die Jugendlichen ließen sich nicht lange bitten. Nein, mit großer Diskussionsfreude tauschten wir uns aus. Ein eindeutig pro-europäischer Trend mischte sich in den Umfrage-Ergebnissen mit kritischen Anmerkungen zur Schwerfälligkeit der EU. Deutlich wurde auch, dass die meisten Fragen keine einfachen Antworten zulassen. Ein schmaler Grat, auf dem wir uns als Abgeordnete täglich bewegen.

Meine Bilanz zum Europa-Projekttag an der Johann-Rudolph-Glauber-Realschule fällt entsprechend durchweg positiv aus. Ein großes Interesse an Europa und europapolitischen Themen sowie die hohe Gesprächs- und Diskussionsbereitschaft lassen mich jedenfalls nicht bange werden, wenn es um unsere Zukunft in Europa geht.

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