Fairer Ausgleich zwischen den Interessen des Naturschutzes und der Flächeneigentümer

15. April 2016

Als passionierter Holzmacher und im Spessart verwurzelter Mensch kann ich das Anliegen der Rechtenbacher absolut nachvollziehen, die ihr Holz auf ihren Grundstücken auf der Weikertswiese lagern wollen. Klar ist, dass ein fairer Ausgleich zwischen den Interessen des Naturschutzes und der Flächeneigentümer sichergestellt sein muss, bekräftigte ich bei meinem Besuch vor Ort in der vergangenen Woche.

Begleitet wurde ich von meinem Bundestagskollegen Carsten Träger aus Fürth, der als Mitglied des Umweltausschusses und umweltpolitischer Sprecher der bayerischen SPD-Landesgruppe häufig mit Kontroversen um Nutz- und Schutzinteressen zu tun hat. „Wichtig ist, dass ein regelmäßiger Dialog stattfindet und sich ein gewisses Verständnis für die jeweils andere Seite entwickelt“, erklärte Träger.

Weiterhin Kooperativer Naturschutz

Hintergrund des Treffens mit Christian Salomon, Gebietsbetreuer für Grünland im Naturpark Spessart, Rainer Fuß vom Landratsamt Main-Spessart, dem Rechtenbacher Bürgermeister Klaus Bartel und Vertretern der Rechtenbacher SPD um ihren Vorsitzenden Wolfgang Rek war ein Info-Flyer zur vorläufigen Bilanzierung des örtlichen kooperativen Naturschutzes, der in der Rechtenbacher Bevölkerung hinsichtlich der Holzlagerung an der Weikertswiese für Verunsicherung gesorgt hatte. Ich hatte mich als Vermittler angeboten, nachdem ich im Rahmen meiner Gesprächsreihe „Brotzeit, Bier und Politik“ auf die Problematik aufmerksam gemacht wurde. So kamen die Beteiligten auf meine Initiative zum Gespräch in der SPD-Hütte zusammen, um offene Fragen miteinander zu klären. „Seit 2012 besteht das kooperative Naturschutzkonzept in Rechtenbach, welches gut läuft und wenn es nach uns geht, auch so weitergeführt wird“, stellte Salomon klar. „Der Abdruck geltender rechtlicher Bestimmungen im Flyer war zur Information gedacht und nicht als Bekanntgabe eines rechtlichen Vollzugs. Und so ist auch die Suche nach Ausweichflächen für die Holzlagerung zu verstehen.“

Das Problem bei der Holzlagerung sei, dass dadurch einer Zersiedelung Vorschub geleistet werde, die dem Erhalt und der Ausweitung der einmaligen Flora auf der Weikertswiese entgegenstehe, machte Salomon deutlich. Die gesetzlich geschützten Biotope und das Landschaftsbild seien durch die Lagerung und die damit häufig verbundene Grundstückspflege per Rasenmäher, Errichtung von Geräteschuppen und Nutzung von Plastikplanen zur Abdeckung der Holzarken stark beeinträchtigt und gefährdet. „Ihr habt hier oben wirklich ein tolles Stück Natur, ein Kleinod der Artenvielfalt, das erhalten bleiben muss. Leider ist die Wertschätzung solch einer Kostbarkeit in der Bevölkerung erst vorhanden, wenn diese Kostbarkeit auf dem Rückzug oder bereits ganz verschwunden ist“, betonte der Umweltexperte Träger. „Im Rahmen des kooperativen Naturschutzes kann ich gemeinsam mit jedem Grundstückseigentümer schauen, wo die Holzlagerung am wenigsten schädlich ist“, erklärte Gebietsbetreuer Salomon.

Quartiersmanager für die Weikertswiese

Die anwesenden Rechtenbacher argumentierten, dass es um Rechtenbach herum keine landwirtschaftlichen Nutzflächen gebe. Gleichzeitig wurde betont, dass ihnen die Weikertswiese ganz eng am Herzen liege und sie dementsprechend auch für deren Schutz seien. „Es stimmt schon, dass an einigen Stellen noch weiterer Säuberungs- und Reinhaltungsbedarf besteht“, so die einhellige Meinung. Salomon meinte, dass er im Rahmen seiner Tätigkeit für den gesamten Naturpark Spessart natürlich nicht ständig bei der Weikertswiese sein könne: „Ich bitte darum, mich bei Fragen oder hinsichtlich Pflegemaßnahmen zu kontaktieren.“ In Anlehnung an die Quartiersmanager, die es im Stadtentwicklungsprogramm „Soziale Stadt“ gibt und die dort für die Belange vor Ort zuständig sind, schlug ich eine Initiative der Rechtenbacher Bürger vor. "Ihr kennt doch eure Nachbarn hier oben, wisst wo etwas im Argen liegt und wie ihr miteinander reden müsst. Das ist der schnellste Weg, um Verbesserungen, die ja auch ihr haben wollt, herbei zu führen", meinte ich.

„So wie ich das sehe wollen alle Beteiligten nur das Beste für die Weikertswiese. Das freut mich. Ihr seid mit dem Kooperativen Naturschutz und dem heutigen Dialog absolut auf dem richtigen Weg“, resümierte Träger und warb dafür, hinsichtlich der Holzlagerung Regeln aufzustellen. Die anwesenden Vertreter von Naturschutz, Gemeinde und Holznutzern einigten sich darauf, zeitnah eine Arbeitsgruppe zu bilden, die Regelungen für eine naturschutzfachlich unproblematische Holzlagerung auf der Weikertswiese erarbeiten und deren Umsetzung konkretisieren soll. Parallel dazu soll die Suche nach einer Holzlagerfläche außerhalb der Weikertswiese fortgesetzt werden, zum einen für neue oder expandierende Nutzer, zum anderen für Holznutzer, die freiwillig auf den offiziellen Lagerplatz wechseln möchten oder deren Grundstück keine geeigneten Kompromisslösungen bietet. „Gut, dass wir miteinander gesprochen haben. Nun muss auch die Umsetzung der Absprachen kooperativ erfolgen“, waren sich die Gesprächsteilnehmer bei der abschließenden gemeinsamen Brotzeit einig.

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