In den letzten Wochen häufen sich die Forderungen von Arbeitgeberchefs, lange erkämpfte Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schleifen. Ob es die Forderung nach einer Abschaffung des 8-Stunden-Tages ist, die Schnapsidee, Feiertage, die unter der Woche liegen, auf Sonntage zu legen, oder der Einfall des Allianz-Chefs, für den ersten Tag der Krankmeldung keinen Lohn mehr zu bezahlen.
Diese Forderung nach sogenannten Karenztagen ist eine Frechheit, zeugt von Misstrauen und ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Dass gerade der Allianz-Chef dies vorschlägt und gleichzeitig über 15 Mrd. Euro Rekordgewinn als Dividende ausschüttet, zeigt, wie weit weg dieser Mensch von den arbeitenden Leuten ist. Über 6 Millionen Menschen arbeiten für den Mindestlohn. Sie würde dieser Vorschlag am härtesten treffen. Wer krank wird, braucht keine Lohneinbußen, sondern Fürsorge und Sicherheit. Unternehmen wollen die Beschäftigten an sich binden und sprechen den ganzen Tag von Teambuilding und dem engen Zusammenhalt im Unternehmen. Da passt diese Forderung in die Mottenkiste, aber nicht in einen modernen Arbeitsalltag.
Helmut Kohl hat 1996 die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall auf 80 % gekürzt und hat immer vom „Gürtel enger schnallen“ gesprochen. Gemeint hat er, die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einzuschränken. Gerhard Schröder hat nach seiner Wahl zum Bundeskanzler diese Regelung sofort wieder außer Kraft gesetzt und damit wieder 100 % Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sichergestellt.
Das zeigt aber auch, wie schnell vermeintliche Gewissheiten wie eine 100%ige Lohnfortzahlung bei den falschen Mehrheitsverhältnissen in Gefahr sind. Gemeinsam ist diesen Wortmeldungen, dass sie wirtschaftliche Probleme den Beschäftigten auflasten wollen. Uns muss klar sein, was bei der kommenden Wahl auf dem Spiel steht. Deshalb arbeite ich mit der SPD unermüdlich gegen solche arbeitnehmerfeindlichen Forderungen. Heute soll die Lohnfortzahlung gekürzt werden, morgen ist es das Streikrecht oder die Abschaffung des 8-Stunden-Tages. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben nur ihre Arbeitskraft und ihre Gesundheit. Beides muss geschützt werden.