Gute Laune beim Deutschlernen

31. Oktober 2016

Großartige Motivation und Freude erlebte ich bei meinem Besuch des Kompasskurses für Migranten beim Beruflichen Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (bfz) Miltenberg. Mit großem Engagement betreute die Lehrkraft Frau Schiffer dort den nachmittäglichen Deutschkurs, der zur Vertiefung der deutschen Sprache dient und dabei sehr gute Erfolge erzielt. Davon konnte ich mich zusammen mit meiner Nürnberger Bundestagskollegin Gabriela Heinrich, Landrat Jens Marco Scherf und Vertretern des Jobcenters Miltenberg nun persönlich überzeugen.

Die üblichen Sprach- und Integrationskurse für Migranten und Flüchtlinge finden derzeit grundsätzlich vormittags statt und dauern ungefähr fünf Stunden. „Danach sind die meisten erst einmal platt und kommunizieren nachher zu Hause doch eher wieder in der Muttersprache“, erläuterte die Kursleiterin. Über den sogenannten Kompasskurs am Nachmittag bestehe nun die Chance im Anschluss noch einmal drei Stunden lang deutsch zu sprechen und das Gelernte zu wiederholen und vertiefen. Genau das halte ich für besonders wichtig, denn die Erfahrungen die ich im Rahmen meines Englisch Kurses mache, zeigen mir, dass sich neu erworbenes Wissen nur so festigt. Zum Hintergrund: Dreimal in der Woche lerne ich noch vor Beginn der Bundestagssitzungen am frühen Morgen Englisch.

2016-10-25 bfz
Viel Spaß am Lernen bei maximaler Konzentration (von rechts): Landrat Scherf und die SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel und Gabriela Heinrich beim Besuch des Kompasskurses für Migranten beim bfz Miltenberg.

Am schwierigsten sei es für die 25 Kursteilnehmer mit den drei Artikeln zurecht zu kommen, erklärte Frau Schiffer, was diese prompt widerlegten: stolz und ohne große Vorbereitung führten sie ihr Wissen vor. So beschrieb beispielsweise einer der Schüler den Weg vom bfz zum Landratsamt. „Vollkommen richtig“, freute sich Landrat Scherf. „Es ist gut, dass mit so viel Engagement die Sprache gelernt wird, um sich zu verständigen und damit integrieren zu können.“ Kehrt wendend lobten die Lehrkräfte die kurzen Wege zu Landratsamt, Jobcenter und Arbeitsagentur – nur diesmal nicht die Distanz betreffend, sondern mit Blick auf zeitlich kurze Kommunikations- und Arbeitsabläufe. „Es ist uns sehr an einer guten Zusammenarbeit gelegen, denn wir wollen, dass die Kursteilnehmer möglichst bald in unserer Gesellschaft ankommen“, so Landrat Scherf. Neben all den Freiheiten die Deutschland biete, gelte es auch diverse Pflichten zu erfüllen und Verantwortung zu tragen, sei es indem Steuern gezahlt werden oder ehrenamtliches Engagement in Vereinen geleistet werde.

Abschließend machte Frau Schiffer auf zwei weitere Probleme aufmerksam: die Unterrichtsmaterialien der Verlage müssten dringend an die Integrationskurse angepasst werden, die zuletzt von 60 auf 100 Stunden angehoben wurden. Die zeitliche Entzerrung sei derweil enorm wichtig gewesen, insbesondere mit Blick auf das zweite Phänomen, das die Lehrerin festgestellt hat: durch die Umstellung vom „rechts nach links“-Lesen und -Schreiben, wie es im Arabischen Sprachraum üblich ist, auf die Lese- und Schreibrichtung von links nach rechts entstünde bei vielen ihrer Schüler eine neue Art zu stottern. Darauf müssten die Lehrkräfte vorbereitet oder wenigstens eingestimmt werden, um sich dessen von vornherein bewusst zu sein und gegensteuern zu können.

Es ist äußerst beeindruckend, wie das gemeinsame Lernen im bfz Miltenberg stattfindet und wie gut die Lernerfolge sind. Da wird es mir mit Blick auf eine gelungene Integration nicht bange.

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