Hip Hop bei der AWO Main-Spessart – so macht Ehrenamt Spaß

09. Juni 2017

Fette Beats und wummernde Bässe begrüßten mich zuletzt in der „Begegnungsstätte für Jung und Alt“ der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Lohr im Franz-Wilhelm-Schäfer-Weg. Hier tanzen wir HipHop, erklärte Diplompädagogin Kerstin Heine. Natürlich weiß ich, was HipHop ist, aber stellte mich mit einem Augenzwinkern erst mal ratlos. Nachher bekam ich dafür eine exklusive Vorführung.

Grund für meinen Besuch war die diesjährige AWO-Aktionswoche mit dem Motto „Echtes Engagement. Echte Vielfalt. Echt AWO.“, den ich auch nutzte, um Danke zu sagen: Mit dem freiwilligen Engagement, das viele Menschen bei der AWO ehrenamtlich leisten, sind sie eine zentrale Stütze der Gesellschaft.

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Beim HipHop-Tankurs im Juze ist was los!

Im Gespräch mit hauptamtlichen Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern machte ich mich dann über die ganze Bandbreite der Engagementformen, die bei der AWO möglich sind, kundig. Beginnend bei der Hausaufgabenhilfe, stand das Angebot der AWO in der Kinder- und Jugendarbeit in Lohr im Fokus des Austauschs. Über die grundsätzliche Ausrichtung informierte Petra Meyer als hauptamtliche Koordinatorin, dass die Hausaufgabenhilfe ein individuelles Angebot für jeden einzelnen Schüler sei. Schwierige häusliche Umstände und häufig auch ein Migrationshintergrund seien die Gründe, bestätigte Rosi Danguillier, eine der derzeit acht ehrenamtlichen Helfer. Finanziell wird es vom Freistaat Bayern und Spenden, besonders der Rexroth Stiftung, unterstützt. Derzeit kommen 17 Kinder aus sieben Nationen, darunter auch Deutsche, regelmäßig zur Hausaufgabenhilfe. „Wir haben hier quasi eine Eins-zu-eins-Betreuung, die so durch das offene Ganztagsschulangebot an der Grundschule Lohr nicht gewährleistet werden kann und entsprechend eine fantastische Ergänzung darstellt“, erklärte der AWO-Vorsitzende Karl-Heinz Ebert. Ich finde das Engagement einfach großartig. Als Mitglied des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales bin ich auch mit dem Thema befasst, und die Armutsforschung belegt ja immer wieder, dass der soziale Status des Elternhauses für den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen von großer Bedeutung ist. Mit der Hausaufgabenhilfe sorgen die Ehrenamtler dafür, dass in diesem Sinne benachteiligten Kindern ein Zugang zu höheren Bildungs- und Berufskarrieren ermöglicht wird.

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„Unsere Gesellschaft lebt von der ehrenamtlichen Tätigkeit“: der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel (Mitte) bei der AWO in Lohr, mit (v.l.) Mia Frank, Kerstin Heine, Nicole Paff, Rosi Danguillier, Petra Meyer, Karl-Heinz Ebert

Bereits einen Schritt früher setzt der Familienstützpunkt, der zusammen mit der AWO Lohr über dem Juze eingerichtet wurde, mit seiner Leiterin Nicole Paff an: als Anlauf- und Kontaktstelle für Familien und junge Mütter samt Kindern mit Informationsangeboten zu Erziehungsfragen oder einfach zum lockeren Austausch, gemeinsamem Krabbeln und Spielen beim ElternKindCafé. Mal von zu Hause rauskommen, etwas anderes sehen und miteinander quatschen, sei ganz wichtig für viele junge Eltern. Denn plötzlich zu Hause gebunden zu sein, sei eine große Umstellung, erklärte Paff. Meiner Ansicht nach sind auch für die Kinder soziale Kontakte von früh an enorm wichtig. Und ein toller Nebeneffekt ist, dass sich da häufig ganz neue Freundschaften ergeben.

Zur Arbeit im Herzstück der AWO-Begegnungsstätte – dem Juze – berichteten Ebert und Kerstin Heine, die zusammen mit Mathilde Lembach das Juze leitet. Vom offenen Bereich mit Billard, Tischfußball, Darts und Multimedia-Ecken über Fußball- und Streetball-Möglichkeit im Freien bis zu betreuten Musik-, Tanz- und Kochkursen ist hier einiges geboten. Den Ferienspaß, die Töpferei mit Werkstatt sowie der voll eingerichtete Musik-Proberaum nicht zu vergessen. „Bei ca. 13.000 Besuchern im Jahr brauchen wir ehrenamtliche Unterstützung“, meinte Heine. „Deshalb sind wir total glücklich, so engagierte Helfer, wie Mia zu haben, die uns bereits seit vier Jahren jeden Mittwoch an der Theke hilft.“

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Eine kleine Anerkennung für die geleistete Arbeit, war dann auch eines der Anliegen der anwesenden Ehrenamtlichen. Die Ehrenamtskarte sei zwar eine tolle Sache, aber auch etwas umständlich. „Selbstverständlich laden wir auch unsere Helfer mal auf eine Pizza oder ähnliches ein“, erklärte Ebert. „Aber mehr geht finanziell nicht.“ Die AWO sei bereits seit 1978 für Hauserhalt und -ausbau sowie für die Löhne der Sozialpädagogen verantwortlich. Übernommen werden die Personalkosten aber von Stadt und Landkreis als Teil der Stadt-Jugendpflege. „Das sind enorme Kosten, die wir da als Verein stemmen müssen“, so der AWO-Vorsitzende. Dass den AWO-Mitarbeitern das Thema Personal auf den Nägeln brennt, wurde deutlich als es um die Teilnahme der Stadt Lohr am EU-Freiwilligenprogramm für junge Menschen ging. Mit der Übernahme der Unterbringungskosten von 3500 Euro pro Jahr durch die Stadt, wäre eine zusätzliche Kraft für das Juze gewonnen, so Ebert.

Wer Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement oder als „Bufdi“ im Juze hat, kann sich gerne dort (Mail: info@juze-lohr.de / Tel.: 09352/4555) oder bei Karl-Heinz Ebert (Mail: awo-lohr@outlook.de / Tel.: 09352-1542) melden.

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