Notfallversorgung in der Fläche erhalten

09. Oktober 2015

Es ging eigentlich um das aktuell im Bundestag beratene Krankenhausstrukturgesetz und die Folgen für das Klinikum Main-Spessart. Aber vor allem ging es um die Zukunft der drei Krankenhausstandorte im Landkreis. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Kreisrat Bernd Rützel und sein Kreistagskollege Franz Wolf, Vorsitzender der SPD-Fraktion, waren zu Gast beim Vorstand des Personalrats des Klinikums. Dort diskutierten beide auch mit Mitgliedern der Klinikleitung die anstehenden Veränderungen im Gesundheitsbereich.

Für die Änderungen, die für das Krankenhausstrukturgesetz geplant sind, fanden Personalrat und Klinikleitung nur wenig gute Worte. Vielmehr überwogen die Befürchtungen beispielsweise bei der Qualitätsprüfung. „Wie man die Qualität messen will, weiß man noch gar nicht“, so Pflegedirektorin Gabriele Frings.

Und Personalratsvorsitzender Albrecht Christ befürchtet Nachteile für kleine Kliniken: „Wenn man die Qualität eines Hauses nur nach der Anzahl der dort geleisteten Operationen misst, stehen wir automatisch schlechter da als große Häuser.“ Wenn beispielsweise an der Universitätsklinik 100 Knie-OPs mit drei Komplikationen durchgeführt werden, in einem der Standorte des Klinikums Main-Spessart aber nur 10 und alle ohne Komplikationen, so stünde in der Qualitätsbewertung die größere Klinik trotzdem besser da. „Der Krankenhausnavigator der AOK zum Beispiel berücksichtigt nicht, wer die OPs macht, ob kundiger Oberarzt oder Assistenzarzt, sondern nur, wie viele OPs gemacht werden“, so Christ. Das benachteilige das Klinikum Main-Spessart und das führe letztlich auch dazu, dass Patientinnen und Patienten weniger Vertrauen in die Ärztinnen und Ärzte vor Ort hätten.

Auch sei trotz der von der Großen Koalition geplanten sechs Milliarden Euro mehr in drei Jahren die Grundfinanzierung der Kliniken trotzdem nicht gesichert, gibt der stellv. Klinikreferent Günter Betz zu Bedenken. So bringe zwar das geplante

Pflegestellenförderprogramm circa drei Prozent mehr Personal für die Pflege der Patientinnen und Patienten am Bett, doch müsse auch hierfür das Klinikum zusätzliche Gelder bereitstellen, „die wir eigentlich nicht haben.“

Drei Standorte? Oder zwei? Oder einer?

Eng verknüpft mit der Diskussion über die Frage, ob sich der Landkreis künftig alle drei bestehenden, zwei oder doch nur einen Standort für das Klinikum leisten wolle und könne, war die Diskussion um die Notfallversorgung. Cornelia Köstler vom Klinik- und Pflegemanagement in Karlstadt informierte die politischen Gäste über die immer größere Anzahl von Notfallpatienten. Hierfür gebe es nur eine kleine Pauschale für das Klinikum. Gingen die Patienten zu den niedergelassenen Ätzten, die Notdienst am Wochenende oder in der Nacht hätten, würden die Ärzte zu einem deutlich höheren Satz abrechnen können. Das sei ungerecht, zumal gerade auf dem Land immer mehr Menschen gleich in die Klinik gingen anstatt zum niedergelassenen Arzt. „Das ist auch ein Grund, weshalb wir uns nicht ganz aus der Fläche zurückziehen dürfen“, so Köstler. „Es gibt immer weniger Ärzte auf dem Land, das bedeutet, dass die Kliniken mit ihrer Notfallversorgung immer wichtiger werden.“

Notfall-Nahversorgung in der Fläche erhalten

Personalrat Stefan Kimmel bringt es auf den Punkt: „Einfach nur aus drei Häusern eines zu machen, das reicht nicht!“ Wenn man zentralisiere, sei die weitere Nutzung der beiden frei werden Häuser der wichtigste Punkt der Reform vor Ort. „Die medizinische Notfall-Nahversorgung ist nicht nur für ältere Menschen extrem wichtig. Sie müssen wir in der Fläche unbedingt erhalten und mit einer sinnvollen weiteren medizinischen Nutzung der Gebäude verknüpfen“

„Die SPD ist seit Jahren für eine gute medizinische Versorgung im Landkreis“, stellten Rützel und Wolf fest. „Diese Versorgung muss auf Dauer und mit einem hohen Qualitätsanspruch ausgelegt sein.“ Das könne nur, so Rützel und Wolf, eine Konzentration auf ein Haus bedeuten. „Das bedeutet aber auch, dass wir intensiv zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums daran arbeiten müssen, dass die Nachnutzung der frei werdenden Häuser sinnvoll erfolgt. Insbesondere die Notfallversorgung muss sichergestellt werden, ob durch das Klinikum oder ein Medizinisches Versorgungszentrum als Zusammenschluss mehrerer niedergelassener Ärzte.“

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