SPD-Bundestagsabgeordnete diskutierten über Gesundheitsversorgung

02. Juli 2015

FvO_Gesundheit
Foto (v.l.n.r.): Lioba Zieres, Harald Schneider, Bernd Rützel, Sabine Dittmar, Horst Keller und Michael Seubert

Zur Podiumsdiskussion zum Thema „Gesundheit - medizinische Versorgung stärken“ im Rahmen der Reihe „SPD-Bundestagsfraktion vor Ort“ konnte Bernd Rützel, Mitglied des Deutschen Bundestages, im Hotel Mainpromenade in Karlstadt kompetente Diskussions- und Gesprächspartner begrüßen. Welche aktuelle Bedeutung dieses Thema für die strukturschwächeren Teile des Landkreises hat, unterstrichen unter den etwa 30 Besuchern ein halbes Dutzend Ärzte und einige Bürgermeister, die sich seit Jahren mit viel Energie und Geld, aber letztlich erfolglos, um Hausärzte für ihre Kommunen bemühen.

In seiner Begrüßung ging der SPD-Politiker Bernd Rützel, in seiner Funktion als Stadt- und Kreisrat auch mit den Problemen vor Ort vertraut, auf die großen Herausforderungen des demografischen Wandels ein. Dazu zählen durch den Bevölkerungsrückgang beispielsweise die Ausdünnung des Nahverkehrsangebots, aber auch das Fehlen von Nachfolgern für Hausärzte. Zu diesem Thema hatte er aus dem Bundestag seine Kollegin Sabine Dittmar, stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, sowie Horst Keller, Direktor der AOK Würzburg und Michael Seubert vom Dienstleistungszentrum „Ärzte Unterfranken/Oberfranken“ und als Vertreterin der Kommunen Lioba Zieres, Bürgermeisterin in Obersinn, eingeladen. Die Diskussion leitete Harald Schneider, Vorsitzender der Sozialdemokraten des Landkreises Main-Spessart.

Problemfall ländlicher Raum

In einem kurzen Vortrag verwies Sabine Dittmar, selbst ehemals praktizierende Ärztin, auf die gesundheitspolitischen Maßnahmen, die in dieser Legislaturperiode auf Druck der SPD auf den Weg gebracht wurden. Dazu gehören die Erhöhung der Ausbildungsstellen für Allgemeinmediziner von 5000 auf 7500 und die Verbesserung der Terminvermittlung zum Facharzt. Das weitere Bestreben müsse sein, die jetzt noch streng getrennten Sektoren, ambulante und stationäre Behandlung, durch neue Modelle zu überwinden Darüber hinaus dürfen Kommunen in Zukunft selbst medizinische Versorgungszentren gründen und betreiben. Außerdem dürfen über die Strukturfonds Praxisnetze gefördert werden. AOK-Direktor Keller sprach einige Verbesserungen für die Patienten an. So bestehe der Anspruch auf Krankengeld ab dem Tag der Krankschreibung, nicht mehr wie bisher erst ab dem Folgetag. Zur Versorgung des ländlichen Raums erklärte Michael Seubert, bei der AOK zuständig für die ambulante Versorgung, dass die Bayerische Staatsregierung bei der grundlegenden Statistik auch noch Orte bis 20 000 Einwohner als ländlichen Raum definiert und so im Durchschnitt auf eine relativ gute Ärztedichte verweisen kann. Haslochs Rathauschef Karl-Heinz Schöffer verwies in diesem Zusammenhang auf die in der Statistik enthaltene hohe Zahl älterer Mediziner, die demnächst in Ruhestand gehen.

Obersinns Bürgermeisterin Lioba Zieres und ihre Kollegen Peter Paul (Mittelsinn) und Karl-Heinz Schöffer berichteten übereinstimmend über die enttäuschenden Versuche einen niedergelassenen Arzt für ihre Kommunen zu finden. In Obersinn wähnte man sich nach dem Angebot von 100 000 Euro Startkapital bereits am Ziel, bis sich herausstellte, dass dem Bewerber einige Voraussetzungen für die Zulassung fehlten. Einhellige Kritik kam zum Numerus Clausus, der viele potenzielle Bewerber abhalte und nicht das alleinige Zulassungskriterium sein dürfe. Ein weiterer Wunsch der Ärzte an die Politik war, sich für die Senkung der exorbitant steigenden Kosten für Medikamente einzusetzen. Direktor Keller pflichtete ihnen bei und verlangte eine Neuregelung. Zum Thema sagte Sabine Dittmar: „Da bin ich voll bei Ihnen, wir müssen aber auch aufpassen, dass wir die Forschung nicht kaputt machen.“ Deshalb gelte es auch hier, neue Wege zu suchen und in diesem Fall den derzeit laufenden Pharmadialog abzuwarten.

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