„Es geht um den Erhalt eines identitätsstiftenden Anziehungspunktes für die ganze Region“ - hier die gemeinsame Pressemitteilung der SPD Würzburg und mir:
An diesem sonnigen Spätnachmittag wirkt es, als würde ein Sonnenstrahl einen Teil des Deckenfreskos in der Gnadenkapelle, dem kleineren Teil des Würzburger Käppeles, hell erleuchten. Pfarrer Josef Treutlein erläutert der SPD-Delegation, dass nicht die Sonne dort strahlt, sondern der Streifen im Vorfeld der geplanten Sanierung der Wallfahrtskirche am Würzburger Käppele zu Testzwecken bereits gereinigt wurde.
Der Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel, sein Landtagskollege Volkmar Halbleib, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Alexander Kolbow und Bundestagskandidatin Freya Altenhöner erfahren, dass Staub und Ruß dem Innenraum der beliebten, von Balthasar Neumann gestalteten barocken Wallfahrtskirche stark zugesetzt haben. Hinzu kommt Firnis, der die Fresken immer weiter nachdunklen und damit viele Details nahezu verschwinden lässt. Diesen hatte man vor Jahrzehnten auf die Fresken aufgebracht, um diese zu schützen. Die notwendige Sanierung des Gotteshauses hat allerdings noch einen ganz anderen Grund: „Die Elektrik widerspricht den heutigen Brandschutzstandards, sodass die Kirche nicht ausreichend geschützt ist“, so der Pfarrer am Käppele.
„Sie können auf unsere volle Unterstützung für ihr Vorhaben zählen“, betonen die SPD-Politiker. Bernd Rützel sowie sein SPD-Bundestagskollege Andreas Schwarz (Bamberg), der beim Termin kurzfristig verhindert war, als Haushaltspolitiker das Vorhaben aber ebenfalls unterstützt, sichern zu, sich für die mögliche 50-prozentige Förderung des Bundes einzusetzen. Möglich ist diese nur, weil das Landesamt für Denkmalpflege das Käppele als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft hat. Allerdings sei die staatliche Zusage kein Automatismus, so Rützel. „In diesem Jahr beispielsweise war das Programm vielfach überzeichnet. Viele gehen leer aus. Es braucht viel Einsatz, Ausdauer und auch ein wenig Glück, um an die Fördergelder zu gelangen.“
Volkmar Halbleib will sich für eine Förderung beim Freistaat Bayern über den Entschädigungsfonds oder Mittel der Denkmalförderung aus dem Staatshaushalt einsetzen, aber auch als Stiftungsrat der Bayerischen Landesstiftung für eine höchstmögliche Förderung werben. Alexander Kolbow baut auf eine finanzielle Beteiligung der Stadt Würzburg. 100.000 Euro, verteilt auf vier Jahre, hält er - vergleichbar zur Förderung bei der Turmsanierung der St.-Johannis-Kirche - für möglich.
Wichtig ist allen, dass solch ein Projekt nur gelingen kann, wenn sich in der Region alle Entscheidungsträger über Parteigrenzen hinweg zusammenfinden und an einem Strang ziehen. „Wichtig wäre dabei auch ein finanzieller Beitrag der Diözese Würzburg selbst“, betont Altenhöner. Bei der Sanierung gehe es, so der Kulturpolitiker Halbleib, „auch jenseits der religiösen Nutzung um den Erhalt eines für die ganze Region identitätsstiftenden Anziehungspunktes und eines hochwertigen Teils der Regionalgeschichte.“ Etwa 24 alljährliche Wallfahrten, 40 Hochzeiten sowie rund 150 Pilger in Jahren ohne Corona seien beredtes Zeugnis hierfür ebenso wie die vielen Einheimischen und Touristen, die tagtäglich den Weg den Nikolausberg hinauffinden, bestätigt Wallfahrtsseelsorger Treutlein. 2014 hatte er die Wallfahrtskirche übernommen, nachdem zuvor 260 Jahre lang die Kapuziner dort lebten.
Die Sanierungskosten, 2018 auf 5,2 Millionen Euro geschätzt und nach der Planungsgenehmigung der Diözese für die verantwortliche Kirchenstiftung 2021 fortgeschrieben, werden sich auf rund 6 Millionen Euro beziffern, erfahren die Politiker von Treutlein. Angepackt werden soll die Sanierung voraussichtlich in zwei Bauabschnitten. Zuerst wolle man die Gnadenkapelle sanieren, dann das von Balthasar Neumann angebaute Hauptschiff der Kirche. „So bleibt der Gottesdienstbetrieb über die gesamte Sanierungszeit gesichert“, so Treutlein.
Fertigstellung soll 2024 sein. Da nämlich feiere man das 200. Weihejubiläum des Würzburger Käppele, das zwar 1754 fertiggestellt war, aber durch verschiedenste Umstände erst 1824 offiziell eingeweiht worden sei. Ein neu gegründeter, mittlerweile 170 Mitglieder zählender Förderverein soll zudem bei der Finanzierung helfen, aber um einen ordentlichen Kredit werde die Kirchenstiftung nicht herumkommen, so Treutlein.