„Tierheim langfristig als tierschutzgerechtes Quartier sichern“

08. August 2016

Um mir über die Situation des Tierschutzvereins Lohr und des Tierheims ein Bild zu machen, traf ich mich kürzlich vor Ort mit der Vereinsvorsitzenden Ursula Rosenkranz und Tierheimleiter Manuel Heckel. Begleitet wurde ich vom SPD-Kreisvorsitzenden Sven Gottschalk und der Lohrer Stadträtin und Vorsitzenden der SPD-Fraktion Ruth Emrich. Der Investitionsstau aufgrund fehlender Finanzmittel war dabei ebenso Thema wie die fehlende gesetzlich-verankerte Kastrationspflicht von frei-lebenden Katzen.

Finanzierung langfristig sichern

Auch wenn es derzeit im Tierheimbetrieb und hinsichtlich der Finanzen gut laufe, müssten perspektivisch die Weichen so gestellt werden, dass die Finanzierung des Tierheims als tierschutzgerechtes Quartier langfristig gesichert sei, forderte Rosenkranz direkt zu Beginn unseres Gesprächs. Das kann ich nur bestätigen. Eigentlich benötigen nicht nur das Lohrer Tierheim, sondern alle bayerischen Tierschutzheime, finanzielle Unterstützung, speziell für notwendige Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten, denn diese reißen regelmäßig eine riesige Lücke in den Etat der Tierschutzvereine. Ursula Rosenkranz kann davon ein Lied singen, stehen doch Sanierungsmaßnahmen mit einer Summe von rund 130.000 Euro an. Als Kreis- und Stadtrat begrüße ich, dass der Landkreis Main-Spessart hier nun erstmals seiner Verantwortung nachkommt und im Juni einen Zuschuss von 25.000 Euro bewilligt hat. Und auch die Mehrheit der 40 Landkreisgemeinden zahlen ans Tierheim: 32 zahlen mit Vertrag eine Pro-Kopf-Abgabe, vier ohne Vertrag einen Zuschuss und vier Kommunen beteiligen sich gar nicht.

Staatsregierung in der Pflicht

Auf höherer Ebene sieht es hingegen ziemlich mau aus, denn Bayern ist das einzige Bundesland, in dem im Staatshaushalt kein einziger Cent für den Bau und Betrieb der Tierheime eingestellt ist. Dabei gibt es tolle Programme, wie beispielsweise in Baden-Württemberg, wo Land, Kommunen und Tierheim bei Investitionen jeweils 30% beisteuerten. "Umso unbegreiflicher ist es, dass sich in Bayern nichts tut“, beklagte Rosenkranz. Die SPD-Landtagsfraktion hat zuletzt regelmäßig Anträge für Investitionskostenzuschüsse gestellt, klärte SPD-Kreisparteichef Sven Gottschalk auf: so zuletzt jeweils eine Million Euro für den Doppelhaushalt 2015/2016 und im Rahmen des Nachtragshaushaltes 2016. Beide Anträge wurden von der CSU-Mehrheit im Landtag abgelehnt. Das muss man als Tierfreund wissen. Umso weniger überraschend stellten sich für die Genossen und mich die Schilderungen Rosenkranz‘ zu ihren Bemühungen dar, finanzielle Unterstützung von der Staatsregierung zu erhalten: „Ich habe schon so viel ausprobiert. Auch unseren bayerischen Finanzminister Markus Söder habe ich am Rande einer Veranstaltung Ende 2015 versucht anzusprechen, ohne Erfolg. Und auch mein Brief an ihn blieb bisher unbeantwortet.“

2016-07 Tierheim
Tierheimleiter Manuel Heckel (l.) berichtete über die Arbeit im Tierheim: SPD-Kreisvorsitzender Sven Gottschalk, Ruth Emrich (Vorsitzende der Lohrer SPD-Stadtratsfraktion) mit Tochter, Ursula Rosenkranz, MdB Bernd Rützel

Auch mit Blick auf die fehlende gesetzlich-verankerte Kastrationspflicht von Katzen, die freilebend und damit keinem Eigentümer zuzuordnen sind, fand Rosenkranz deutliche Worte: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum Bayern als einziges Bundesland hier nicht Nägel mit Köpfen macht. Die Kosten bleiben wieder bei uns hängen.“ Wenn die Kommunen ihre Tierheime nicht hätten, müssten sie selber dafür sorgen, was allein mit Blick auf das Personal ungleich teurer wäre: derzeit arbeiten fünf Angestellte (Tierheimleiter, drei Tierpflegerinnen und eine Auszubildenden) in Lohr, die zusätzlich von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern unterstützt werden.

ich finde das Engagement von Frau Rosenkranz aller Ehren wert. Durch ihren Einsatz hat sie bereits viel bewegt. Doch dieser darf keine Einbahnstraße sein. Deshalb bleibe ich - ebenso wie die Lohrer Genossinnen und Genossen und die SPD-Landtagsfraktion - am Thema dran.

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