Auf meine Einladung hin trafen sich die Gemündener SPD-Stadtratsfraktion (Irmgard Pröschl, Monika Poracky, Ferdinand Heilgenthal) und Bürgermeister Jürgen Lippert mit Elmar Hirsch, Leiter Bahnhofsmanagement Würzburg, sowie Andreas Müller, DB Mieter- und Objektmanager, am Bahnhof Gemünden.
Hauptthema des Gesprächs war der Stand der Vorplanungen zum barrierefreien Umbau des mit täglich 3700 Fahrgästen viertgrößten Knotenbahnhofs in Unterfranken. Dabei wurden auch die Möglichkeiten, das in Teilen leerstehende große Bahnhofsgebäude im Rahmen der Städteplanung einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen, besprochen.
Mit der Aufnahme des Gemündener Bahnhofs in den Planungsvorrat des Bundesprogramms „Kleine Bahnhöfe“, das Bestandteil des Zukunftsinvestitionsprogramms ZIP ist, stehen für die barrierefreie Sanierung des Bahnhofs 16 Mio. Euro zur Verfügung. Die Vorplanungen lägen im Zeitplan und seien kurz vor dem Abschluss, erklärte Hirsch. Sie beinhalten unter anderem eine neue, mit Aufzügen angebundene Unterführung, Erneuerungen bei der speziellen Bahntechnik und die Anpassung und Renovierung der Bahnsteige. Ich stehe hierzu auch in Kontakt mit der Behindertenbeauftragten beim Landratsamt Main-Spessart. Im Anschluss an die weiteren Planungsphasen rechnet Hirsch rechnet damit, dass die Bauarbeiten im Jahr 2022 beginnen und etwa zwei Jahre andauern werden.
Weil der Ausbau der bestehenden Unterführung sehr schwierig und bei laufendem Bahnverkehr auch unverhältnismäßig teuer wäre, wurden Alternativen östlich und westlich des Hauptgebäudes geprüft. „Entschieden ist noch nichts, aber es spricht vieles für eine Unterführung auf der Seite des Busbahnhofs.“, so Hirsch. Diese Variante sieht vor, dass eine immer wieder einmal angedachte Weiterführung zum Radweg am Main, die alleine von der Stadt zu finanzieren wäre, weiterhin möglich wäre. Bürgermeister Lippert, die Stadträte und ich waren uns einig, dass bei einem Bau der Unterführung auf der Busbahnhofseite diese möglichst nahe am Gebäude angelegt werden soll, um die Geschäftsräume im Erdgeschoss attraktiv zu halten.
Neben der Barrierefreiheit, die vor allem den Zugang zu den Gleisen betrifft, setzte ich mich für die Ertüchtigung des Bahnhofsgebäudes selbst ein. Auch hierbei soll die finanzielle Unterstützung des Bundes helfen, wofür ich im Bundesverkehrsministerium und bei den VertreterInnen der DB werbe. Hintergrund ist das „1.000-Bahnhöfe-Programm“, das SPD und CDU/CSU im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Noch hat der Bundesverkehrsminister kein Konzept vorgelegt, das muss nun rasch folgen.
Das Bahnhofsgebäude bietet schon aufgrund seiner Größe Chancen für die Stadtentwicklung Gemündens. Wegen der unmittelbaren Bahnnähe seien Arztpraxen und kleine Wohneinheiten vorstellbar, meinte Bürgermeister Jürgen Lippert. Stadtrat Ferdinand Heilgenthal wies darauf hin, dass wegen steigender Mieten in Würzburg auch im Umland Wohnungen für Studierende oder Pendler interessant werden. Hier hätte man den Bahnsteig vor der Tür und könnte alle halbe Stunde bei 25 Minuten Fahrzeit nach Würzburg fahren. Monika Poracky regte an, dafür auch das ebenfalls großzügig bemessene Dachgeschoss zu verwenden. Gerade Appartements und kleine Wohneinheiten seien in Gemünden Mangelware.
Auch das Thema Toiletten, für das man bereits früher nach Lösungen gesucht habe, wurde angesprochen. Hier wolle man erst abwarten, was die Planung baulich vorsieht, um die alte Anlage zu ersetzen. Für den Unterhalt und den Schließdienst wird sich die Stadt engagieren müssen. Auf die leer stehenden Wohngebäude der Bahn in der ehemaligen Eisenbahnerstadt machte Dritte Bürgermeisterin Irmgard Pröschl aufmerksam. Diese seien kein schöner Anblick im Stadtbild.
Am Ende des konstruktiven Gesprächs vereinbarten die TeilnehmerInnen, die nächsten Planungsschritte weiter gemeinsam zu besprechen, mit dem Ziel, die Bahn für die Kunden und die Gemeinden gleichermaßen attraktiv zu halten.
Bild: Ferdinand Heilgenthal / vor dem Knotenbahnhof Gemünden (von links): Irmgard Pröschl, Monika Poracky, Elmar Hirsch, MdB Bernd Rützel, Andreas Müller und Bürgermeister Jürgen Lippert