Mit dem Hinweis auf die Schieflage in Sachen Ausstattung mit Kinderarztsitzen im Landkreis Miltenberg und der Bitte um Unterstützung hat sich Landrat Jens Marco Scherf nun an mich gewandt. Sechseinhalb Kinderarztsitze im Landkreis Miltenberg, wo in der Vergangenheit einmal acht bestanden, und von denen sich gut zweidrittel auf das südliche Landkreisgebiet konzentrieren – da kann etwas nicht stimmen.
Dabei wären heute schon sieben Sitze möglich, denn der Elsenfelder Kinderarzt Dr. Adam Fersch hatte kürzlich eine Aufstockung seiner halben Stelle, die er seit Mai 2016 betreibt, beantragt. Nach einer negativen Stellungnahme der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns hatte der Zulassungsausschuss Ärzte Unterfranken die Aufstockung abgelehnt, obwohl der Bedarf vorhanden ist. Die Problematik ist für mich nicht neu, denn von Eltern – sowohl im Landkreis Miltenberg als auch in Main-Spessart – höre ich immer wieder von sehr langen Wartezeiten beim Kinderarzt, von Terminvergaben die weit in der Zukunft liegen oder auch von einem Stopp bei der Aufnahme bzw. beim Kinderarztwechsel.
Die Statistik sagt zwar, dass nahezu ganz Bayern und auch der Landkreis Miltenberg mit Kinderärzten mehr als ausreichend versorgt sei, wie dem Versorgungsatlas Kinderärzte der KVB entnommen werden kann. Doch diese Argumentation halte ich für falsch: hier mit statistischen Erhebungen zu argumentieren, die auf Basis einer Bedarfsplanung von vor 25 Jahren beruhen, ist meiner Meinung nach Augenwischerei und entspricht nicht der Lebensrealität. In den vergangenen Jahren sind nicht nur die Geburten, sondern auch die Aufgaben der Kinderärzte immer weiter gestiegen. So nehmen beispielsweise zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen oder auch der zunehmende Beratungsbedarf der Eltern bei der Vielzahl an Impfungen mehr Zeit in Anspruch.
Eine Neuanalyse des Bedarfs soll bis 2018 durchgeführt werden. Ich bin mir sicher, dass sich dort der Mehrbedarf für Miltenberg und Main-Spessart wiederfindet. In ausführlichen Gesprächen will ich die Verantwortlichen noch einmal für die Situation vor Ort sensibilisieren. Für eine positive Wendung in der Angelegenheit baue ich auch auf das Engagement der örtlichen SPD, für die Robin Haseler und Jörg Pischinger eine Unterschriftenaktion organisieren. Es ist immer ein Gewinn, wenn die Menschen, die betroffen sind und die Situation in ihrer Heimatgemeinde am besten kennen, miteinbezogen werden. Wenn wir hier gemeinsam an einem STrang ziehen und auf verschiedenen Ebenen aktiv werden, können wir sicher etwas erreichen.