Uraltes Gestein für hochtechnisierte Geräte - Mein Besuch bei der Firma Wenzel

08. November 2016

Hightech und Altbewährtes schließen sich nicht generell aus, sondern ergänzen sich häufig und ergeben eine wertvolle Symbiose. Bei der Firma Wenzel in Wiesthal ist dies der Fall. Davon konnte ich mich - gemeinsam mit dem SPD-Kreisvorsitzenden Sven Gottschalk sowie Karl Disint, Vorsitzender der SPD Wiesthal, und mit dem Betriebsratsvorsitzenden Edgar Karl – jetzt wieder überzeugen. So dient der 300 Millionen Jahre alte Granitstein 'Impala Black' als Sockel für die technischen Messgeräte, die das Unternehmen produziert.

Dafür wird der Stein ureigens aus Afrika mit dem Schiff über Antwerpen und von dort per Schwerlasttransport nach Wiesthal geliefert. Als ehemaliger Logistik-Leiter bei der Deutschen Bahn weiß ich diese planerische und logistische Meisterleistung, von der man in Main-Spessart kaum etwas mitbekommt, zu schätzen. Der Stein ist aufgrund seiner gleichmäßigen Mineralverteilung und geringen Wärmeausdehnung prädestiniert für die Präzisionsmessmaschinen von Wenzel und gleichzeitig notwendige Grundlage. Denn die Maschinen können auf ein Tausendstel Millimeter (0,001 mm) genau messen. Zum Vergleich: ein Menschenhaar ist mit 0,05 mm ebenso wie beispielsweise Spinnenseide mit 0,006 mm ungleich größer. Für die Produktionsüberwachung und Qualitätssicherung werden die Messlösungen von Wenzel in sämtlichen Industriezweigen eingesetzt, unter anderem im Bereich Kraftfahrzeuge, Luftfahrt und Energiegewinnung, und gehen von Wiesthal in alle Welt hinaus.

2016-10-28 Wenzel
Zum wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Austausch bei der Firma Wenzel in Wiesthal (von links): Personalleiter Daniel Eisler, SPD-Kreisvorsitzender Sven Gottschalk, SPD-Bundestagsabgeordneter Bernd Rützel, Produktionsleiter Dirk Richard, Betriebsratsvorsitzender Edgar Karl und Wiesthals SPD-Vorsitzender Karl Disint

Zusammen mit Produktionsleiter Dirk Richard und Personalchef Daniel Eisler erkundeten wir die Arbeitsplätze in den Produktionshallen. Insgesamt sind bei Wenzel rund 680 Mitarbeiter angestellt – 330 davon am Standort Wiesthal. Mit dieser hohen Arbeitnehmerzahl ist das Unternehmen ein bedeutender Arbeitgeber in unserer Region. Gleichzeitig steht für mich fest: Motivierte Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource für Unternehmen. Um die Anliegen der Belegschaft zeitnah wahrnehmen zu können und für Zufriedenheit zu sorgen, ist die betriebliche Mitbestimmung ein entscheidender Erfolgsfaktor. Deshalb freue ich mich über die Einrichtung eines Betriebsrates vor gut eineinhalb Jahren.

Azubis und Abschaffung der Vorrangprüfung gegen Fachkräftemangel

Um dem Fachkräftemangel, den der Personalleiter stets beschäftigt, wirksam begegnen zu können, bildet das Unternehmen regelmäßig junge Menschen aus. Derzeit sind 27 Azubis bei Wenzel, die nahezu ausschließlich aus der Region kommen. Dennoch ist das Thema bereits im Betrieb angekommen und betrifft das komplette Spektrum vom Feinwerkmechaniker bis zum Ingenieur, wie Personalleiter Eisler erklärte. Der Markt für CNC-Arbeiter sei so gut wie leer gefegt und auch für Servicetechniker im Außendienst wären 17 freie Stellen zu vergeben und deutschlandweit ausgeschrieben. Der Grund hierfür sei laut Eisler, dass die wenigsten Menschen heute noch dazu bereit sind, vier Tage fern der Heimat zu verbringen.

So lautete ein Appell an die Politik, einen leichteren Zugang für Arbeitskräfte, die aus einem Staat außerhalb der EU kommen und diese Arbeit gerne machen, zu schaffen. In diesem Zusammenhang wurde von einem Servicetechniker berichtet, der aus Russland stammte, aber keine Arbeitserlaubnis erhielt, da mehrere potentielle deutsche Bewerber auf dem Papier vorhanden waren, die sich aber de facto nie bewerben werden. „Wir hätten den Kandidaten auch aufgrund seiner russisch Sprachkenntnisse gut gebrauchen können“, so Eisler. Ich kenne diese Beispiele aus eigener Erfahrung. Ich bestätigte Eisler, dass die Vorrangprüfung so nicht mehr zeitgemäß ist. Wir sind als SPD stets bemüht mit unserem Koalitionspartner in der Sache zu Fortschritten zu kommen, was sich aber leider als äußerst schwierig erweist. Damit wird auch der Wirtschaftsstandort Deutschland gefährdet.

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