Versorgung im Alter frühzeitig regeln: Über zwei Dutzend Interessierte bei Austausch mit Fachleuten

08. August 2025

Die Versorgung für das Alter frühzeitig regeln, ist das A und O, um nachher nicht mit leeren Händen da zu stehen. Darauf machte dich in einer von mir organisierten Gesprächsrunde mit Fachleuten aus der Region aufmerksam. Über zwei Dutzend Interessierte waren in sein Wahlkreisbüro in der Obertorstraße Gemünden gekommen, um zuzuhören und mitzudiskutieren.

Aktuell funktioniere die Versorgung von Pflegebedürftigen noch, erklärte Alexander Martin, der Geschäftsführer der Caritas-Sozialstation St. Franziskus in Gemünden. Aber dass das in fünf oder zehn Jahren noch so sei, bezweifle er. Gerade der Renteneintritt der Babyboomer würde die gesamte Gesellschaft in dieser Hinsicht vor große Herausforderungen stellen. Um so wichtiger ist, dass sich jeder ab 50 aufwärts jetzt schon mit dem Thema befasst, stimmte ich zu.

2025-07 do drü_Versorgung im Alter

Viele Impulse lieferten die Fachleute in der Runde

Christiane Ritschel vom mobilen Pflegedienst Bergmann-Ritschel aus Langenprozelten plädierte beispielsweise für die Wiedereinführung einer Gemeindeschwester - also einer ausgebildeten Person, die im Notfall helfen kann und darf, und einspringt, wo noch kein Pflegedienst die Betreuung ausführt. Am Beispiel „Kathederwechsel“ veranschaulichte Ritschel, dass es schon jetzt durchaus so sei, dass die Kapazitäten der Sozialstationen ausgeschöpft seien. Die Folge: Die Betroffenen müssen zum Kathederwechsel nach Würzburg, sofern es in der betreffenden Gemeinde nicht Ehrenamtliche gibt, die den Wechsel ausführen können und dürfen, so wie es Ritschel beispielsweise tue. Solch eine Gemeindeschwester könne bei der Stadt oder beim Klinikum angestellt sein, vergleichbar etwa mit einem Feuerwehrmann, der im Bauhof arbeite. Ein grundlegendes Problem im Pflegebereich sei, dass Kompetenzen nur mit extremen Hürden zuerkannt würden, was unter anderem mit Haftungsfragen zusammenhänge, so Alexander Martin: „Man braucht schon fast einen akademischen Grad, um bestimmte Sachen machen zu dürfen."

In diesem Zusammenhang sprach sich die Allgemeinärztin Manuela Rubenbauer für ein soziales Pflichtjahr aus. Ein Zivi entlaste die Fachkräfte an anderer Stelle, begeistere sich im Laufe seines Dienstes vielleicht für einen sozialen Beruf und: „Beim Zivildienst oder auch bei der Bundeswehr kamen Jugendliche aus allen Schichten zusammen“, was durchaus dafür hilfreich gewesen sei ein Gespür und Empathie für die Lage anderer zu entwickeln.

2025-07 do drü_Versorgung im Alter 2

Das Thema „Wohnen im Alter“ brachte Pastoralreferent Thorsten Kapperer zur Sprache. So erlebe er es, dass es vielen Menschen ein großer Wunsch sei, bis zuletzt zu Hause zu bleiben – auch wenn die Kinder längst ganz woanders lebten. Mit Seniorenkreisen versuche die Kirche ein soziales Miteinander aufrecht zu erhalten und Struktur im Alltag zu geben. Gleichwohl seien pflegende Angehörige enorm unter Druck, warf Pastoralreferentin Edith Fecher ein, indem sie sich zwischen Kinderbetreuung und Kümmern um pflegebedürftige Eltern aufrieben. Tagespflegeeinrichtungen seien hier eine gute Entlastung, hob Rubenbauer hervor. Nötig wäre aber auch eine Nachtpflege, damit die Angehörigen wieder einmal nachts ruhig schlafen könnten. Ein guter Ansatz sei die Seniorenwohngemeinschaften (WGs), so Christof Bergmann, dessen Unternehmen zwei solcher Einrichtungen in Heßdorf und Seifriedsburg führe. Auch hier gelte: Frühzeitig Gedanken machen, Verbündete suchen und eine WG „gründen“.

Weitere Ideen, wie „Wohnen für Hilfe“, aber auch Hindernisse, wie Bürokratie und ausufernde Dokumentationspflichten, wurden diskutiert, was zeigte, dass es an Gesprächsstoff in Sachen „Versorgung im Alter“ nicht mangelt. Mein Fazit: Es ist nicht 5 vor 12, es ist 12. Es gilt Entscheidungen zu treffen – im Deutschen Bundestag, aber auch für jeden Bürger selbst. Dazu werde ich alle genannten Punkte mit nach Berlin nehmen und bei meinen Kolleginnen und Kollegen in den Fachausschüssen adressieren.

2025-07 do drü_Versorgung im Alter 3

Teilen