Klartext

Wie verrückt ist die Welt? Wir machen Urlaub im Mittelmeer und baden im gleichen Wasser, in dem bisher knapp 20.000 Menschen bei Fluchtversuchen ums Leben kamen. Aufgeschreckt durch das tragische Unglück am 3. Oktober mit über 200 tot geborgenen und vielen weiteren toten Menschen im Wrack oder auf dem Meeresboden, waren wieder alle Kameras und Fotoapparate, waren die Augen der Welt auf die Insel Lampedusa gerichtet.

Der Friedensnobelpreisträger EU bestraft dort Fischer, die Menschen vor dem Ertrinken retten wollen. Die europäische Flüchtlingspolitik setzt auf Abschreckung. Viele von uns Deutschen sind vielleicht der Meinung, dass man doch nicht jeden aufnehmen kann und dass diese Menschen dort bleiben sollen, wo sie sind. Wo kämen wir denn nur hin, wenn wir diesen Strom zulassen würden? Lässt sich leicht sagen, wenn man den Menschen nicht ins Auge sehen oder tatenlos beim Ertrinken zusehen muss, wie es die vielen Fischer mussten.

Wir müssen den Menschen dort helfen, wo Hunger, Verfolgung und Leid herrscht. Direkt vor unserer Haustüre also. Tatsache ist, dass der Begriff von Illegalität neu gefasst werden muss. Lesen Sie dazu den Artikel „Das Boot ist leer“ von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung vom 7. Oktober.

Morgen werden wieder andere Schlagzeilen das Tagesgeschehen beleuchten und Lampedusa versinkt wieder in der Dunkelheit. Bis zum nächsten Mal.