An Anfeindungen und Schmähungen in sozialen Netzwerken haben wir uns fast schon gewöhnt. Immer mehr trauen sich, ihre Beleidigungen unter dem eigenen Namen zu veröffentlichen. Die Verrohung der Auseinandersetzung im Netz findet viele „gefällt mir“-Fans und noch mehr passive Zuschauer, die mit einem zustimmenden Nicken an Rechner oder Smartphone sitzen.
Aus Worten werden Taten! Bilder von Torten- und Eierwerfern mit Politikern als Ziel nehmen wir zur Kenntnis. Und wenn sich jeder zweite deutsche Bürgermeister wegen seiner Haltung in der Flüchtlingskrise mit Hass-Mails und Übergriffen auf sich und die Familie konfrontiert sieht (Umfrage des Magazins „Kommunal“), dann zischen viele nur ein leises „selber schuld“.
Die brutale Ermordung der Labour-Abgeordne-ten Jo Cox hat viele schockiert und bestürzt. Dass Abgeordnete nach der Abstimmung über die Armenien-Resolution Drohungen ausgesetzt sind, haben wir schon wieder längst vergessen.
Das alles zeigt: Die Brutalisierung in politischen Auseinandersetzungen nimmt zu. Hetze, Ausgrenzung und Hass gegen Andersdenkende werden langsam salonfähig. Wir müssen verhindern, dass eine Rhetorik der Angst unsere offene Gesellschaft spaltet.
Zu einer lebendigen Demokratie gehört vor allem auch der gegenseitige Respekt für andere Meinungen. Wenn wir das aufgeben, geben wir unsere freie Gesellschaft auf. Wer das nicht will, muss endlich runter vom Sofa und etwas tun. Und wenn es nur ein Gegenkommentar auf facebook ist, damit diese Hetzer sehen, dass ihre Meinung nicht von allen geteilt wird.
#MOREINCOMMON - Internationaler Appell von Abgeordneten als Reaktion auf den Tod von Jo Cox