Klartext

„Das Schlimmste ist ein Fußball spielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist. Weil den wirst du nie wieder abschieben.“ Nach diesem Satz von CSU-Scharfmacher (=Generalsekretär) Scheuer bläst der CSU ordentlich Gegenwind ins Gesicht. Die Kirchen werden so deutlich wie nie zuvor, die vermeintlich „Christlich“ Soziale Union hat eine rote Linie überschritten.

Schockiert zeigt sich der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. „So redet man nicht über Menschen. Solche Sätze sind Futter für Rechtspopulisten.“ Dass die Verfahren so lange dauern, könne den Flüchtlingen nicht vorgeworfen werden. Sie litten selbst darunter.

Auch der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann kritisiert Scheuer heftig. „Welch beleidigendes Denken steckt hinter einer solchen Aussage? Wie wird hier Stimmung gegen junge Flüchtlinge gemacht! Ich freue mich über jeden Ministranten, egal aus welchem Land.“ Und nur wenige Tage nach Scheuers Ausfall setzt unser Bischof ein Zeichen und lässt zwei ägyptische Flüchtlinge im Dom als Ministranten an seiner Seite die Messe zelebrieren. Ein starkes Zeichen!

„Das christliche Menschenbild gebietet uns, mit Respekt jedem Menschen zu begegnen - auch wenn sein Asylantrag abgelehnt wird“, sagt Hofmann. „Ich frage mich, wo in Scheuers Spruch das Christliche bleibt!“ Klarer kann man sich als Kirchenmann von der CSU nicht absetzen. Für solche eindeutige Worte danke ich „meinem“ Bischof. Als Christ ist es für mich, aber auch für meine politische Arbeit, immens wichtig, solche deutlichen Worte zu hören.

Am ausführlichsten äußerte sich Kardinal Marx, der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz: Er sei „erschrocken und verärgert“ über Äußerungen von CSU-Politikern, die nur darauf abzielten, wie Deutschland Geflüchtete loswerden könne, sagte Marx zum Auftakt der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda. Mit Blick auf die politische Debatte warnt Marx davor, Ressentiments gegen andere Kulturen und Religionen zu schüren. Ihm geht es da wie mir: „Das Wiederbeleben dieses starken nationalen Redens macht mir große Sorge“, sagte er in Fulda. „Nationalismus ist die Ursache vieler Kriege in Deutschland gewesen.“ Marx machte auch klar, dass niemand in Krieg und Verfolgung zurückgeschickt werden dürfe. Die Bilder aus Aleppo mögen uns kaum berühren, sie sind weit weg, nicht greifbar. Wir dürfen aber nicht wegschauen. Dieser Krieg produziert nicht nur viel Leid, sondern auch neue Flüchtlinge. Genauso wie die Hungersnöte in Afrika, die allzu schnell vergessen werden. Wir dürfen uns nicht an die Bilder verhungernder Kinder gewöhnen. Niemals! Unsere christliche Nächstenliebe war selten so gefordert wie heute. Nicht nur sonntags und nicht nur, wenn es uns gerade mal wieder in den Kram passt.

Die Flüchtlinge sollten wir nicht als Bedrohung sehen, sondern als Chance. Je besser wir sie aufnehmen und in unserer Mitte integrieren, desto mehr wird unsere alternde Gesellschaft von ihnen auch profitieren. Ein weltoffenes, wirtschaftlich starkes Deutschland braucht Zuwanderung. Ich rufe Ihnen und Euch, ich rufe uns allen daher zu: Fürchtet Euch nicht! Seht die Chancen!