Kein Thema scheint derzeit so wichtig, wie der Rücktritt aus der Nationalelf von Özil. Das Sportliche möchte ich hintenanstellen, weil es ohnehin 82 Millionen Bundestrainer gibt. Die Strategie der Verantwortlichen in Sport und Politik, sich herauszuhalten und die Dinge laufen zu lassen, ist nicht aufgegangen. Özil hat sich ungeschickt und vielleicht sogar illoyal verhalten. Ihm aber die Verantwortung für die bescheidene Leistung der Nationalmannschaft zuzuschieben, kann durchaus ausgrenzend gemeint sein - und wenn es nur bei den Betroffenen so ankommt, ist das schlimm genug.
Innenminister Seehofer gebe ich recht, wenn er sagt, dass es im Fall Özil nur Verlierer gibt. Dass er aber keine Position bezieht, ist nicht hinnehmbar. Er ist Innen- und Sportminister, in sein Ressort fällt der Bereich der Integration. Er schweigt, weil die Bundeskanzlerin bereits gesprochen habe und deshalb kein Raum mehr für ihn sei.
Hätte sich Seehofer doch schon die letzten Monate an diese nun selbst gewählte Devise gehalten, dann wäre uns viel erspart geblieben. Politik erfordert halt mehr als Populismus und Stammtischparolen. Seehofer, Söder und Dobrindt können es nicht, und das merken immer mehr Menschen in unserem Land.
Falls Herr Seehofer nicht weiß, was er derzeit tun soll - ganz einfach: arbeiten! Ordnung im BAMF, Sozialer Wohnungsbau, Einwanderungsgesetz und Integrationsmanagement machen sich halt nicht von alleine.