Klartext

„Behandele andere so, wie du behandelt werden möchtest."

Stellen wir uns vor, wir wären nicht in Unterfranken geboren, aufgewachsen, hingezogen oder wohnhaft. Stellen wir uns vor, wir wären an einem Ort geboren, an dem wir um unser Leben fürchten müssten, wo wir keine Perspektive, keine Rechte, keine Bildung hätten, wo wir verfolgt, gefoltert und getötet würden. Wir würden dieses Land verlassen und uns auf den Weg in ein besseres Leben machen. Und jetzt sitzen wir an der Schwelle zu Europa.

13.000 Menschen, meist viel mehr, waren seit über fünf Jahren in Moria unter schlimmen Bedingungen eingepfercht. Andere haben es nicht geschafft, sind im Meer ertrunken. Wie möchten wir behandelt werden, säßen wir dort fest? Gilt nicht für alle die goldene Regel: „Behandele andere so, wie Du behandelt werden willst.“ Jetzt ist nicht die Zeit zu fragen, ob das alles so richtig ist, ob nicht dann noch mehr Menschen zu uns wollen, was die anderen europäischen Länder machen. In der Stunde der Not fragt man nicht, wie jemand in diese Not geraten ist - man hilft!

Deshalb habe ich zusammen mit anderen Abgeordneten der SPD einen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben, damit Deutschland zusammen mit weiteren willigen EU-Ländern die in Moria Gestrandeten aufnimmt. Die Christlich-Soziale Union und die Christlich-Demokratische Union fürchten sich vor der AfD. Ihre Furcht ist größer als ihre Menschlichkeit. Immerhin haben sie sich etwas bewegt und mitgestimmt, dass zumindest 1.500 Menschen dort rausgeholt werden können.

Zu spät. Zu wenig.

Wie wollten wir behandelt werden, säßen wir auf Lesbos?