Gespräch mit MSP-Berufsschulleiter Gerhard Hecht zur Woche der Aus- und Weiterbildung
Was ich in meiner Berufsausbildung gelernt habe, hat mich sehr geprägt und hilft mir auch heute noch. Mit diesem Bekenntnis warb ich direkt zu Beginn eines online-Gesprächs mit dem Leiter der Berufsschule Main-Spessart, Gerhard Hecht, für die berufliche Ausbildung. Anlass unseres Gesprächs war die bayernweiten Woche der Aus- und Weiterbildung. So schilderte ich eingangs meinen Weg ins Berufsleben, der mit 14 Jahren als Maschinenschlosser-Azubi beim Betriebswerk der Deutschen Bundesbahn in Würzburg begann.
Berufsschule MSP mit vielen Ausbildungsberufen
Metallberufe werden auch an den beiden Schulstandorten in Karlstadt und Lohr gelehrt, ebenso wie eine große Anzahl weiterer interessanter Ausbildungsberufe, berichtete Hecht. Die breite Aufstellung sei entsprechend auch ein großes Plus und sorge mit für die stabilen Zahlen an Berufsschülern, die stetig bei rund 1700 seien. Berufsintegrationsklassen, die Fachschule für Mechatroniktechnik in Lohr sowie die Schulform Berufsschule PLUS ergänzen das Angebot. Letzteres sei eine hervorragende aber ebenso häufig weniger bekannte Möglichkeit parallel zur Berufsausbildung in zusätzlichen Unterrichtsstunden zweimal die Woche am Abend die Fachhochschulreife zu erwerben.
Auch ich habe mich später in der Abendschule in Nürnberg weitergebildet: 5 Jahre, zweimal die Woche für 4 Stunden Unterricht nach Nürnberg und zurück, ist schon anstrengend, hat sich aber definitiv gelohnt. Mit Fernunterricht und dem aktuellen Digitalisierungsschub ist heute vieles einfacher – sofern Endgeräte und digitale Infrastruktur am heimatlichen Lernplatz vorhanden sind.
Herausforderungen durch Corona
Somit waren wir bei den Herausforderungen durch Corona angelangt. Lobende Worte fand der Schulleiter für den Landkreis Main-Spessart: Der Zugriff auf die Mittel durch den Digitalpakt von Bund und Ländern sei sehr gut umgesetzt worden. Wo es notwendig war, wurden Schüler mit Laptops ausgestattet. Dafür hatte der Bund schon im vergangenen Jahr 6,5 Milliarden Euro für die Modernisierung von Schulen zur Verfügung gestellt. Von der Schule her sei entsprechend die komplette Schülerschaft erreichbar, sofern diese zuhause auf gutes W-Lan zurückgreifen könnten, so Hecht weiter. Probleme mit der digitalen Beschulung seien da. Diesen versuche die Schule entgegenzuwirken, zum Beispiel mit der Postzustellung von Aufgaben frei Haus. Dem gesamten Kollegium sei es ein ganz großes Anliegen, keinen Schüler zu verlieren und Bildungsgerechtigkeit einigermaßen zu garantieren.
Bildungsgerechtigkeit einigermaßen garantieren
Gleichzeitig seien Lerninhalte neu aufbereitet worden und keine Stunde ausgefallen. Formulierungen, wie „in den Faschingsferien muss nachgeholt werden, was im Januar verpasst wurde“, lasse ihn schmunzeln. Allein der Praxisunterricht hinke hinterher. Diese Stunden seien nach hinten hinausgezogen worden, was aktuell zu zeitlichem Druck führe. Die aktuelle Corona-Lage in MSP mit der Inzidenz von über 100 lasse nur Distanzunterricht zu – ausgenommen Abschlussklassen, die im Wechselunterricht beschult würden. Froh sei er hingegen über die starke Unterstützung durch die Ausbildungsbetriebe, die auf die Lücken in der praktischen Ausbildung hingewiesen würden und auf die die Betrieben vor Ort entsprechend reagieren.
Ein großes Anliegen sei ihm, dass der Bedeutung der Berufsschulen wieder mehr Rechnung getragen werde, so Hecht. Das beginne beispielsweise schon bei der Berücksichtigung bei Umfragen zum aktuellen Stand in der Corona-Pandemie. Der Eindruck sei schon da, dass Berufsschule beim Blick auf die Schullandschaft immer etwas vergessen würde, bedankte sich der Schulleiter abschließend für die Einladung zum online-Austausch.
Das komplette Gespräch kann hier noch einmal angeschaut werden